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Polioerreger in Abwässern außerhalb des Saarlandes entdeckt

Gesundheitsministerium ruft zur Überprüfung des Impfschutzes auf

Im Rahmen eines Forschungsprojektes wurden Polioerreger an mehreren Orten in Deutschland in Abwasserproben nachgewiesen. Es wurden keine Proben aus saarländischen Kläranlagen untersucht.

Das Robert Koch-Institut geht davon aus, dass diese Viren in Deutschland zirkulieren, schätzt aber die Wahrscheinlichkeit, dass Erkrankungen in Deutschland auftreten, als gering ein. Dennoch könnten vereinzelte Infektionen bei nicht ausreichend geschützten Menschen nicht ausgeschlossen werden. Keimnachweise in Abwasserproben gelten als „Frühwarnsystem“. Zugleich zeigen diese Nachweise aber, wie unverzichtbar Impfungen auch gegen vermeintlich in Deutschland „ausgerottete“ Erkrankungen sind. 

Das Gesundheitsministerium nimmt die Ergebnisse des Forschungsprojekts zum Anlass, erneut auf die besondere Bedeutung von Impfungen hinzuweisen, denn auch im Saarland sind viele Menschen und vor allem Kinder nicht ausreichend durch Impfungen geschützt. Aktuell besteht kein Anlass zur Besorgnis. Es sollte dennoch die Gelegenheit genutzt werden, den eigenen Impfschutz und den des Kindes zu überprüfen, um Impflücken zu schließen. Empfohlene Impfungen sollten rechtzeitig und in den empfohlenen Abständen wahrgenommen werden, um sich selbst und die eigenen Kinder vor vermeidbaren Erkrankungen zu schützen.

Saarländische Kinder, die im Jahr 2019 geboren wurden, sind nach Angaben des RKI im Alter von 24 Monaten nur zu etwa 80% komplett gegen Polio geimpft. Obwohl sich die Impfquoten bis zur Schuleingangsuntersuchung verbessern und bis auf über 90% ansteigen, zeigen diese Daten aber auch: Von der STIKO empfohlene Impfungen werden nicht zum empfohlenen Zeitpunkt, nicht in den empfohlenen Abständen und generell zu spät wahrgenommen. Poliomyelitis ist eine durch Viren ausgelöste, hochansteckende Krankheit, die im schlimmsten Fall zu Hirn(haut)entzündungen, dauerhaften Lähmungen, oder sogar zum Tod führen kann. Da die Krankheit vor allem Kinder unter fünf Jahren betrifft, nennt man sie auch „Kinderlähmung“. Sie wird durch Schmierinfektion übertragen. Die meisten Menschen haben bei einer Infektion keine, oder nur milde Krankheitszeichen. Bereits seit 1955 wird sehr erfolgreich gegen Polio geimpft. Viele Bürgerinnen und Bürger werden sich noch an die Schluckimpfung gegen Kinderlähmung erinnern („Schluckimpfung ist süß – Kinderlähmung ist grausam.“). Seit 1998 wird in Deutschland nur noch mit einem Impfstoff geimpft, der wie die meisten anderen Impfungen in den Muskel verabreicht wird (sog. IPV-Impfstoff) und genauso wie die Schluckimpfung zuverlässig vor einer Polioerkrankung schützt. Dank der Impfungen erkrankte seit 1990 kein Mensch in Deutschland mehr an Polio.

Impfempfehlung der STIKO:

Gegen Polio empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) allen Kindern eine Grundimmunisierung, bestehend aus drei Impfungen im Alter von zwei, vier und elf Monaten. Im Alter von 9-16 Jahren sollte einmalig eine Auffrischimpfung erfolgen. Hierzu stehen wirksame und gut verträgliche Kombinationsimpfstoffe („Sechsfachimpfung“) zur Verfügung. Erwachsene, die eine Grundimmunisierung bestehend aus drei Impfungen sowie mindestens eine Auffrischimpfung erhalten haben, brauchen nicht mehr geimpft zu werden. Dabei ist es unerheblich, ob eine Schluckimpfung oder bereits der IPV-Impfstoff benutzt wurden.

Weitere Informationen zum Impfen findet man unter https://www.impfen-info.de/.  © Ministerium für Arbeit,Soziales, Frauen und Gesundheit

Schenk, Silvia
28. Nov 2024