Page 52 - Ausgabe 027 / November 2014
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Historisches aus unserer Region
140 Jahre Kreissparkasse Homburg
1923 die große Inflation und aus dem Not- geld wurde jetzt das Inflationsgeld. Eigentlich sollte dieses nur als Ersatz für fehlende Zah- lungsmittel dienen, aber nun gab es bei schwindelerregenden Summen fast keine Deckung mehr. 1919 besaß 1 Dollar einen Wert von knapp 8 Mark, 1923 von 4,2 Bil- lionen Mark. Leider war die Schachtel „Fix- feierhölzchen“ nicht vergoldet trotz ihres Wertes von rund 700 Mark!
Im gleichen Jahr kam dann auch noch der „Franken“ gesetzlich verordnet als alleiniges Zahlungsmittel auf den Markt, von der Gru- be schon seit 1920 eingeführt. Bis 1926 führ- te die Kreissparkasse die Geschäfte der Be- zirkskasse mit, danach wurde die Bezirks- kasse selbstständig. Das Bankgebäude, eines der stattlichsten von Homburg, von dem fast schon begnadeten Bezirksbaumeister Johann Caspar Löhmer erbaut, befand sich im obe- ren Teil der Eisenbahnstraße. Trat man aus dem Bahnhof Richtung Stadt, kam zunächst das alte „Hotel Bach“, daneben das König-
Die Schalterhalle in den 20er Jahren
lich-Bayerische Forstamt und dann das „Löh- mer-Haus“ an „Löhmers Eck“, das die Spar- kasse gemietet hatte. Eine Erweiterung des Bankhauses an dieser Stelle erfolgte im Jahre 1927. 1931 wurden die Filialen in Mittel- bexbach und Erbach-Reiskirchen eröffnet.
Mit der Machtübernahme Hitlers 1933 bzw. der Saarabstimmung 1935 gab es Verände- rungen, diesmal die Gemeinden Erbach- Reiskirchen, Bruchhof-Sanddorf und die neue Großgemeinde Höcherberg-Bexbach betreffend. Die beiden ersten wurden nach Homburg eingemeindet. Nach dem Krieg gab es wieder die einzelnen Höcherbergge- meinden und Kirrberg kam ins Saarland zu- rück. Am 18 .Februar 1935 wurde der Fran- ken von der Mark als Reichswährung abge- löst. Von 1874 bis in die Nachkriegszeit stan- den der Sparkasse „nur“ fünf Leiter vor: Jakob Bergmann (1874-79), Jakob Müller (1879- 1907), Finanzrat Friedrich Diehl (1907-35), Direktor Erich Junker (1935-44), Direktor Ri- chard Bachmann (1944-1983).
In den Jahren des Aufschwungs
1963 konnte die Kreissparkasse unter Direk- tor Bachmann in jenes Gebäude an der Tal- straße einziehen, das heute noch als Bank- zentrale dient. Die Architektengemeinschaft
Vorgeschichte und Anfänge
Im heute durch sein Internat recht bekannten Kloster Salem, hatte Abt Anselm II. im Jahre 1749 eine Witwen –und Waisenkasse ins Le- ben gerufen, die als erste Sparkasse Deutsch- lands gilt. Bevor sich das Jahr 2014 allmäh- lich dem Ende neigt, sollte deshalb auf ein wichtiges Jubiläum innerhalb der Stadt Hom- burg hingewiesen werden: Vor 140 Jahren, am 31. März 1874 beschlossen nämlich die Distriktsräte der Kantone Homburg und Waldmohr, eine „Distrikts-Spar -und Hilfs- kasse“ zu gründen.
Schon ein Jahr zuvor wurden vom König- lichen Bezirksamtsmann Wilhelm Spöhrer, dem späteren Ehrenbürger der Stadt, ent- sprechende Statuten festgelegt. Ein schlichtes Schriftstück aus den Beständen des Stadtar- chivs weist jedoch darauf hin, dass bereits im November 1836 ein Vorgänger, Land- kommissar Chelius den Bürgermeister gebe- ten hatte, baldigst...die Errichtung von Spar- kassen in allen Cantonshauptorten“ zu unter- stützen. Im Mai 1852 traten an die Stelle der alten Kantone die sog. „Distrikte“, der alte Begriff blieb jedoch lange Zeit erhalten. Nachdem das Kanton Landstuhl, jetzt Dis- trikt, im Jahre 1882 hinzukam, umfasste der Sparkassenbereich 78 politische Gemeinden. Jetzt wird man fragen, was der Kanton, Dis- trikt und heutige Kreis damit zu tun haben. Die Sparkassenidee wurde von kommunalen Gremien übernommen, die sie als gemein- nützig anerkannte Anstalten des öffentlichen Rechts betrieben.
Das wird bis heute im Namen deutlich, denn die „Kreissparkasse Saarpfalz“ ist eine Bank, deren oberstes Aussichtsratsgremium aus Mit- gliedern des Kreistages, Belegschaftsmitglie- dern und Bürgern besteht mit dem jeweils amtierenden Landrat als Vorsitzenden des Ver- waltungsrates. Dies ist für Homburg Landrat Clemens Lindemann.
Der Beginn
Erster Rechner der Bezirkssparkasse wurde für fünf Jahre Bezirksamtsgehilfe Jakob Berg- mann. Die „Homburger Zeitung“ von 1874, von der wir leider nicht alle Exemplare im Archivbesitz haben, druckte die Statuten ab und schon bald hatten 33 Einleger insgesamt 5.708 Mark eingezahlt. So der erste Ge- schäftsbericht von 1909. Bereits im Grün- dungsjahr konnte die Sparkasse Darlehen vorzugsweise an unbescholtene Bürger aus- leihen, die unverschuldet oder unvorherge- sehen in Not geraten waren (§ 18). An dieser
bürgernahen und unkomplizierten Vorge- hensweise, die noch lange sowohl bei den kommunalen Banken als auch bei den Raiff- eisenbanken vorherrschte, hat sich allerdings einiges verändert. Heute geht es im Bank- geschäft knallhart zu, wobei sich von der Vielzahl der Kreditinstitute die beiden vor- genannten aufgrund ihrer Ortskenntnisse und langen Erfahrung positiver unterschei- den. Denn in erster Linie sollten die „aus dem Volk“, d.h. aus den Einwohnern beru-
Da hat sich einiges verändert: Talstraße 1964
fenen Mitglieder der Aufsichtsräte für eine entsprechende Nähe zum Bürger sorgen. Aus diesem Grunde heißt es in den Statuten von 1874: § 2: „Der Zweck der Sparkasse ist, den weniger bemittelten Bewohnern der betreffenden Kantone, den Dienstboten, so- wie den Handwerksgesellen Gelegenheit zu geben, ihre kleinen Ersparnisse nutzbringend und sicher anzulegen...“ § 21 besagt: „Die Rückzahlung der Darlehen geschieht in Fris- ten, welche die Verwaltungs-Kommission zu bestimmen hat...dem Schuldner bleibt un- benommen, das aufgenommene Kapital auch früher zurückzuzahlen...“
Krisenzeiten und Inflation
Der erste Weltkrieg ließ die „normalen“ Bankgeschäfte zwangsläufig zurückgehen und auch in Homburg wurde ab dem 1. April 1917 Notgeld gedruckt. Die Stadt Homburg verpflichtete sich, gegen Einliefe- rung des Notgeld-Gutscheins einen be- stimmten Betrag in bar auszuzahlen. 1918 schlug die Französische Besatzungsbehörde am Bürgermeisteramt an, dass der Wert der Mark mit 70 Centimes festgelegt worden sei. Mit dem Völkerbund 1920 änderten sich die alten Distriktsgrenzen. Adolf Niedhammer war neuer Leiter des Bezirksamtes. Man wollte die pfälzischen Gemeinden der frü- heren 4 Distrikte bzw. Bezirke wie bisher betreuen und teilte sämtliche Kassenbestän- de und Verbindlichkeiten „vor Ort“ auf. Es waren die Bezirke. Homburg-Saar, Hom- burg-Pfalz, Landstuhl und Waldmohr. Kaum waren 1922 diese Aufteilungen erfolgt, kam
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