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Vom bayerischen Löwen und den Separa- tisten oder: Wie der „Fichte-Schorsch“ Bür- germeister wurde
Von Homburg über Bexbach bis Neunkir- chen kennt man noch die Namen: Fichten- mayer – Bossung – Schirber - Eisel. Bürger- meister, Arzt, Pfarrer, Bierbrauer, Mälzer, Gastwirt und Adjunkt waren die ehrenwerten Herren. Hoch angesehen und nicht selten illustre Zeitgenossen waren sie ebenfalls. Heute wollen wir sie um das Wappentier der Bayern gesellen, den Löwen und zwar um jenen, der auf einem kleinen Sandstein- brunnen vor dem Bexbacher Rathaus steht.
Fichtenmayer von ihm geerbt zu haben scheint. Im Gemeinderatsprotokoll vom 26. März 1923 ist nachzulesen: „Dr. Fichten- mayer gelang es glänzend, die Gemeinde aus den Wirrnissen der Kriegsjahre heraus- zuhalten. Es mögen hier nur die neuzeit- lichen Verbesserungen unserer Gas- und Wasseranstalt erwähnt werden. Renovierung der Schulhäuser, Errichtung eines Ortsbe- bauungsplanes und Straßenbauten wurden vorgenommen, die Feuerwehr neu organi- siert, Ausrüstungen angeschafft und verbes- sert. Dem Bürgermeister war es gelungen, nicht nur die Landaufkäufe auf hiesigem Bann durch Nachbargemeinden (insbes. Neunkirchen. An m.d.Verf.) zu dämmen, sondern sogar etwa 30-40 Morgen Gemein- deland zu erwerben, um so die Gemeinde vor Verarmung zu schützen, schließlich wur- de die elektrische Leitung im letzten Jahr er- baut.“ Ältere Zeitzeugen bestätigen das En- gagement Fichtenmayers und betonen, dass er einer der besten Bürgermeister überhaupt gewesen sei. Diese Beliebtheit brachte ihm schnell den Namen „Fichteschorsch“ ein. Aber wie so oft bei solchen Koryphäen ha- ben sie auch ihre Eigenarten und Macken.
„De Leeb“: Vom Marktplatz zum Rathaus
Bürgermeister Fichtenmayer verdanken die Bexbacher „ihren“ Löwen, der sich seit 20 Jahren auf dem sog. Partnerschaftsplatz vor dem Rathaus befindet. Die Kaiserslauterner Straßenbaufirma Hofmann, die Fichtenmayer durch Auftragsvergabe vor dem Bankrott ret- tete, schenkte ihm als Dank Anfang der 20er Jahre die bayerische Symbolfigur. Zunächst stand sie in der Scheune des Wohnhauses (heute Anwesen Straub-Bleymehl-Eisel) in der Hauptstraße, später kam sie auf den Mittelbexbacher Marktplatz zwischen der heutigen Rosenapotheke, der Funz’l und
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Historisches aus unserer Region
Ein Blick in die Vergangenheit mit Hans-Joseph Britz
Martinskirche gelegen. Im Ratsprotokoll vom 11. Juni 1923 wurde festgehalten, dass der Brunnen seitens der Stifter kostenfrei an die Gemeinde übergeben und die Schenkung notariell bestätigt wurde. Der auf dem Brun- nenstein stehende Spruch “Des Wassers Kraft uns Heilung schafft“ geht auf die Sympathien Fichtenmayers gegenüber der Kneipp’schen Lehre zurück. 1930 erfolgte die Verlegung der schönen Brunnenanlage wegen des stei- genden Verkehrsaufkommens auf den Bahn- hofsvorplatz. 1970 wurde er versetzt, kam später in den Blumengarten.
Eisels Wirtschaft in der Bexbacher Hauptstraße
Dass er dort steht, geht auf ein Anliegen des Verfassers dieser Zeilen im Jahre 1989 zu- rück, in dem zu lesen ist, dass der Löwe hier am besten steht, weil er erstens an seinen Stifter, den ehemaligen Bürgermeister er- innert und zweitens weil er sich in die his- torische Bausubstanz der Umgebung har- monisch einfügt. Kommen wir zu seinen Stif- ter: Von 1921 bis 1923 wirkte der praktische Arzt Dr. Georg Fichtenmayer als Bürgermeis- ter in Mittelbexbach. 1923 trat er zugunsten des Berufsbürgermeisters Schöneberger zu- rück, blieb jedoch im Gemeinderat. Er war als Arzt eine Kapazität und recht beliebt, nicht zuletzt aufgrund seiner volkstümlichen und burschikosen Art, die übrigens sein Sohn, der in Homburg gegenüber vom heu- tigen Stadtarchiv in der Kaiserstraße prakti- zierende Facharzt für Haut- und Ge- schlechtskrankheiten, Sanitätsrat Dr. Hans
Haus Fichtenmayer (heute Straub-Eisel-Bleyhmehl)
Dabei wurde die Brunnenschale unverzeih- licher weise zerstört. Überhaupt konnten die Bexbacher diese Aktion kaum nachvollzie- hen, erst recht nicht, als das Wappentier über Nacht „gestohlen“ und aufs damalige Kaser- nengelände verpflanzt wurde. Ein Jux wohl, doch nach Reaktionen aus der Bevölkerung wanderte er in den Blumengarten zurück. Dies rief dann wiederum die Angehörigen des „Fichteschorsch“ auf den Plan. Sanitäts- rat Hans Fichtenmayer und seine Schwester Trudel Bosch, beide in Homburg bzw. Sand- dorf lebend, schalteten sich ein und schrie- ben einen Brief an Bürgermeister Weber, in dem sie aufgrund der Untätigkeit und Ent- scheidungslosigkeit der Ratsgremien um Rückgabe des Löwen bitten. Zitat aus dem Brief Fichtenmayers: „Bei mir wird der Löwe besser in Ehren gehalten...“. Endlich, 1994 wurde beschlossen, ihn auf den neuen Rat- hausvorplatz zu setzen, wo er seitdem resi- diert und ein Denkmal für einen Menschen
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