Page 18 - Ausgabe 030 / Februar 2015
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Historisches aus unserer Region
Ein Blick in die Vergangenheit mit Hans-Joseph Britz
1. Teil
Ruppersberg, propagierte schon früh den Nationalsozialismus, ließ u.a. Hakenkreuz- fahnen wehen oder den „Tag von Potsdam“ per Lautsprecher übertragen. Da dies eine Neutralitätsverletzung darstellte, sah sich die Völkerbundkommission gezwungen, ihn nach zeitweiser Suspendierung vor Gericht zu stel- len, was ihn noch kurz vor der Abstimmung ins Gefängnis brachte.
Die Rückgliederung der Saar am 1. März 1935 Homburger Verhältnisse im Völkerbund Der mittlerweile 95-jährige Zeitzeuge Hugo Fell aus Homburg, weiß, wovon er spricht, wenn er aus seinen Erinnerungen zitiert. Auch er nennt den sog. „Versailler Vertrag“, der 1919 bei der Pariser Friedenskonferenz festgelegt wurde, einen Schandvertrag.
Die Gebietsabtretungen und Reparations- zahlungen an die Siegermächte waren un- erbittlich, obwohl man heute nicht mehr die alleinige Kriegsschuld des ersten Weltkriegs Deutschland anlastet. Der Vertrag sollte 15 Jahre gelten. Hugo Fell: „In diesen 15 Jahren hatte Frankreich uneingeschränktes Nut- zungsrecht der gesamten Saarwirtschaft qua- si als Wiedergutmachung für den großen Schaden, der auf französischem Boden ver- ursacht wurde. Das Saargebiet war kein Be- satzungsgebiet Frankreichs. Was die Anleh- nung an Frankreich ausmachte, war lediglich die Einführung der französischen Währung.“ Interessant seine weiteren Ausführungen: „Die deutsche Lebensart in all ihren Formen blieb den Saarländern erhalten. Im Gegen-
satz zu Reichsdeutschland, wo schon 2 Jahre die braune Diktatur herrschte, gestatteten demokratische Parteien das politische Leben. Presse- und Redefreiheit blieben unangetas- tet ebenso wie die Vereinsfreiheiten. Im Sport gab es keine Grenzen und auch die Bischöfe von Trier und Speyer konnten weiterhin wie bisher ihre Diözesanen betreuen.
Fronten entstehen
In der Volksabstimmung 1935 sollten die Bürger der ehemals preußischen Gebiete (Regierungsbezirk Trier) und des bayerischen Rheinkreises (Regierungssitz Speyer) über folgende Möglichkeiten entscheiden:
1. Bleibt die bestehende Völkerbundsverwal- tung erhalten?
2. Soll eine Vereinigung mit Frankreich er- folgen?
3.Wird das Land dem Deutschen Reich ein- gegliedert?
Schon im Vorfeld, eigentlich bereits seit 1933 hatte der Wahlkampf begonnen. Der dama- lige Oberbürgermeister von Homburg, Hans
Eine große Menschenmenge versammelte sich auf dem Homburger Marktplatz
In vielen Saargemeinden wurden Hindenburg und Hitler ab April 1933 gemeinsam zu Eh- renbürgern ernannt. Mittelbexbach tat sich be- sonders früh hervor und gab kurzerhand dem neuerrichteten Wasser- und Aussichtsturm den Namen „Hindenburgturm“, der zwar nach dem Kriege verboten aber im Umfeld der zweiten Abstimmung in den Fünfziger Jahren aus falsch verstandenerVaterlandsliebe vom Gemeinderat ein zweites Mal verliehen wurde.
Zeitzeuge Hugo Fell schreibt: „An der Saar bil- deten sich im Vorfeld der Abstimmung zwei große Gruppen, die zu Spaltungen bis in die Familien hinein führten. Die eine nannte sich Deutsche Front und sprach sich für die Rück- kehr nach Deutschland aus, die zweite votierte für den Status Quo, also die Beibehaltung der Situation. Repräsentanten der letzteren waren der Vorsitzende der Saar-SPD, Max Braun (1892-1945) und für den christlichen Flügel Jo- hannes Hofmann (1890-1967), der spätere Mi- nisterpräsident.“ Während große Teile des Pro- testantismus der Ideologie Hitlers zumindest nicht kritisch gegenüberstanden, bildete sich innerhalb des Katholizismus ein Widerstand unter Priestern und engagierten Laien, der weiterlief, auch als die Kirche mit Hitler das Konkordat abschloss und die Bischöfe von Trier und Speyer ihren Schäfchen die Rückkehr an Deutschland empfohlen. Einige von Ihnen mus- sten, weil sie den Widerstand nicht aufgaben, Deutschland verlassen, andere kamen später in Konzentrationslage, vor allem nach Dachau, wo zahlreiche Priester inhaftiert waren.
Italienische Schutztruppen vor dem Rathaus rechts daneben Schuhhaus Wolf
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