Page 56 - Ausgabe 032 / April 2015
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    Historisches aus der Region
Ein Blick in die Vergangenheit mit Hans-Joseph Britz
Die meisten Opfer in der „Hohenburg“
Im Gasthaus Hohenburg in der Zweibrü- cker Straße fand an diesem Abend eine nationalsozialistische Parteiveranstaltung statt. Volkssturm und Angehörige hatten sich eingefunden. Zwar gelang es den Teil- nehmern, beim Fliegeralarm in den Luft- schutzbunker der „Hohenburg“ zu gelan- gen, doch dieser vermochte dem Volltref- fer nicht zu widerstehen. Deshalb war hier ein Großteil der Opfer zu beklagen. Noch Jahre später fanden sich bei Ausschach- tungsarbeiten auf dem Terrain der ehema- ligen Gaststätte menschliche Knochen.
In der Stadt brannte es an allen Ecken. Auf den Straßen, in Gärten und Wiesen klafften Bombentrichter. Schwesternhäuser, Gaststät- ten und Wohnhäuser, Fabriken und Geschäf- te, Schulen und öffentliche Gebäude, vieles davon lag in Schutt in Asche: Landratsamt, Arbeitsamt, Gesundheitsamt, Teile des Bahn- hofs, Gebäude der Stadtwerke und das Mäd- chenlyzeum. Auch Kirchen waren in Mitlei- denschaft gezogen. Anderntags erstarrte man
Vor 70 Jahren:
Der große Bombenangriff auf Homburg Das große Unheil kam nach zehn Jahren Gerade einmal zehn statt geplanter tausend Jahre dauerte die Herrschaft der National- sozialisten an der Saar. Und mancher Saar- länder hätte im Berliner Sportpalast auf die Frage von Reichspropagandaminister Goebbels „Wollt Ihr den totalen Krieg?“ unbeirrbar ein „Ja“ gerufen, wie es Tausen- de im Februar 1943 taten. Dieser totale Krieg kam dann auch nach Homburg: In seiner brutalsten Art in Form eines Bom- bardements. Beim schwersten Luftangriff kamen am 14. März 1945 206 Männer, Frauen und Kinder ums Leben. Bereits am 23. Mai 1944 waren 93 Opfer zu beklagen. Insgesamt waren es über 430 Menschen. In Neunkirchen und Zweibrücken wurde zeitgleich ebenfalls viele Menschenleben durch die Bomben ausgelöscht worden. Auf die Frage, ob diese vielen Opfer hätten sein müssen, kann und darf mit Recht ge- antwortet werden: Nein. Das gleiche gilt für die Opfer in Dresden, wo über hun- dertmal mehr Menschen als in Homburg durch die abgeworfenen Bomben der Eng- länder und Amerikaner den Tod fanden. Getrost darf man sich die Antwort ersparen, wer denn mit den Luftangriffen auf England begonnen hat. Die Nationalsozialisten hatten sich auf die Fahne geschrieben, englische Städte zu „conventrieren“. Man erinnere sich an die Bombardierung der Industriestadt Coventry und ihre Zerstörung in mehreren Angriffen seitens der Deut- schen Luftwaffe von November 1940 bis April 1941.
Die Bombenangriffe
Am 23. Mai 1944 begann mitten am Tag der erste Angriff feindlicher Flugzeuge ohne jegliche Gegenwehr, z.B. durch die Flak, die überhaupt nicht vorhanden war. Ganz plötzlich kamen die Bomben auf die Stadt hernieder. Zerstört wurden in Bahnhofsnä- he das Bezirksforstamt und das alteinge- sessene Gasthaus Bach sowie im unteren Bereich der Eisenbahnstraße die Deutsche Bank, ein stattlicher Bau im Stil des Histo- rismus der Jahrhundertwende, in dem bereits die Post ihr Domizil hatte. Auch die Spedition Baus wurde völlig beschädigt. Außerdem mussten 93 Tote beklagt wer- den. Trügerische Ruhe währte bis zum 29. September, als den Jagdbombern, hierzu- lande nur „Jabos“ genannt, erneut 6 Men- schen zum Opfer fielen. Nun ging es schlagartig weiter mit den Luftangriffen, die
teilweise täglich erfolgten. Und dann kam der schwärzeste Tag dieses Krieges für die Stadt Homburg. Am Abend des 14. März 1945 leuchteten zunächst die von sog. „Mosquito“-Verbänden abgelassenen „Krischdbääm“ - wie die im Dunkel abge- lassenen Leuchtschirme im Volksmund ge- nannt wurden - auf und gaben das Ziel an. Dann warfen ab 20.24 Uhr die viermoto- rigen Lancaster-Maschinen ihre todbringen- de Bombenlast über Homburg ab. Nach dem Ertönen der Luftalarm-Sirenen ström- ten zwar die Menschen in Richtung der na- hen Bunker, doch nicht alle schafften es bis dahin. Außerdem konnten sie unmög- lich erahnen, was dann geschah, so unfass- bar war es für die Bevölkerung, die bereits dem Kriegsende entgegenfieberte.
  Zerstörungen in der Poststraße
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