Page 48 - Ausgabe 033 / Mai 2015
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     Historisches aus unserer Region
Ein Blick in die Vergangenheit mit Hans-Joseph Britz
sellschaft und der kirchlichen Trauung, die gerade stattfand, aber keinen Abbruch und es blieb Zeit, mit einem unserer ehemaligen Kapläne, nunmehr Kooperator an dieser Kir- che, ins Gespräch zu kommen. Beim näch- sten Besuch wird er mir den Kapitelsaal, der sich unter dem Pfarrhaus befindet, zeigen.
 Von „Weinbergsmauern“ und Berggeistern ist im brandneu erschienenen Kleinen Kunstführer „ Wörschweiler - Zisterziens- erkloster und Schloss Louisenthal-Guten- brunnen“ (Verlag Schnell + Steiner, Regens- burg) nichts zu lesen. Nur wissenschaftlich fundierte Quellen hat Dr. Heribert Feldhaus aus Trier in sein Werk aufgenommen. Damit wird eine lokalhistorische Lücke für „jeder- mann/frau“ geschlossen, die von der Rö- merzeit bis in die Gegenwart reicht. Feld- haus ist Experte in Sachen Zisterzienser. Thema seiner Dissertation im Jahre 2006 war die „Schwesterabtei“ von Wörschwei- ler, gemeint ist eine der wertvollsten kirch- lichen Bauschöpfungen in der Pfalz: die Zis- terzienserabtei Eußerthal zwischen Annwei- ler und Landau
Exkurs: 900 Jahre Mutterabtei Clairvaux
Das aktuelle Jahr 2015 bindet Wörschweiler wieder einmal in die Kirchen- und Weltge- schichte ein, entstand doch vor genau 900 Jahren, anno domini 1115 die Abtei von Clairvaux, eine Gründung des Heiligen Bern- hard, durch die er seinen Namen erhielt und die gleichzeitig eine der vier Primarabteien (=Tochterklöster) des Klosters Citeaux (La Fer- té, Pontigniy, Clairvaux und Morimond) ist. Von Clairvaux ging eine Erneuerung des mo- nastischen Gemeinschaftslebens aus, das sich selbst in der Klosterbaukunst ausdrückt. Diese Kunst ist als Ausdruck jener Ethik zu sehen, die Bernhard verkörperte und die er der Welt mitteilte. Bis heute. Die Abtei Morimond (=la- teinisch: von der Welt abgeschieden), eben- falls 1115 gegründet, ist nun wiederum das Mutterkloster von Weiler-Bettnach in Loth- ringen (Gründung 1133). Von dort aus wur- den Mönche nach Wörschweiler (Gründung 1171) und Eußerthal (Gründung 1148) ent- sandt. Nochmals die Reihenfolge: Citeaux – Morimond – Weilerbettnach - Wörschweiler. 2013 gedachten Mitglieder der Komturei St. Wendel des Templerordens im Rahmen einer Marienvesper in den Ruinen von Wörsch- weiler ihrem großen Förderer Bernhard. Die- ses Jahr haben sich Vertreter der Kolpingfa- milie angesagt, um auf dem „heiligen“ Berg ein wenig innezuhalten. Hier hat dann auch der „ Wörschweiler Klosterkorb“ Premiere,
zunächst einmal probeweise. Er enthält aus- schließlich Produkte aus der Region wie Klos- tersenf, Fr. Normanns Kräutersalz, Zisterziens- eressig , hochprozentigen Klosterbrand und feines Mariendistelöl, je nach Bedarf ergänzt durch frische Produkte wie Pilgerbrot und – wie man ihn früher nannte - Paterkäse. Die Palette ist nach oben hin offen.
Während hierzulande nur noch Ruinen von der einstigen Größe zeugen, steht in Eußer- thal (=äußerstes, abgelegenes Tal) bis heute
   Gewölbeabkragung an der Westwand, 2013
der Kirchenbau mit Chor, Querhaus und ei- nem Teil des Langhauses, groß und imposant genug, um ihn als Pfarrkirche zu nutzen. Ebenso die unbestritten schönste saar-pfälzi- sche Zisterzienserkirche: Otterberg, deren imposantes Langhaus den Besucher an einen Dom erinnert und zum Staunen einlädt. Solch einen monumentalen Bau hätte man in dem kleinen Dorf unweit von Kaiserslau- tern nicht erwartet. Immerhin handelt es sich um den zweitgrößten Sakralbau der Diözese nach dem Mariendom in Speyer. Die Kirche ist – wie die Klinikkirche von Homburg – ge- mischt konfessionell, d.h. simultan genutzt. Als ich im Sommer letzten Jahres von einer Tagung der Zisterzienser-Charta vom Kloster Bronnbach im Taubertal gen Heimat fuhr und Station in Otterberg machte, regnete es ge- rade in Strömen. Das tat der Hochzeitsge-
Grabstein Abt Conrad, 1385 gestorben
Die Eigenart der Zisterzienser
Vor einigen Jahren meinte ein evangelischer Pastor, er bekäme Bauchschmerzen, wenn in Wörschweiler eine Marienandacht gehalten würde. Prompte Antwort: Zur Blütezeit Wörschweilers war an Protestanten noch nicht zu denken. Und sowohl der Hl. Bern- hard als auch die Zisterzienser pflegten die Marienverehrung in besonderer Weise. Nicht von ungefähr wurde die Kirche der Gottes- mutter geweiht und der Berg „Marienberg“ genannt. Untypisch ist allenfalls die Lage, denn wir wissen, dass bereits im frühen 12. Jahrhundert dort ein Priorat des Benediktin- erklosters Hornbach errichtet worden war, das wenig später die Zisterzienser übernah- men. Von hier aus entwickelte sich das Klos- ter zu einem Zentrum des geistlichen, kultu- rellen und wirtschaftlichen Lebens der ges- amten Region. Unwahrscheinlich ist eher ei- ne Station des Pilgerweges nach Santiago de Compostela anzunehmen; nichts desto trotz ist es Mode und gehört zum touristischen Know How, altehrwürdige Kirchen oder auch Ruinen mit einer Muschel zu versehen und sie in völlig neue Pilgerwege zu inte- grieren. Belegen lässt sich eine Pilgerrast we- der für Wörschweiler noch für die ehemalige katholische, nach einem unglücklichen Si-
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