Page 24 - Stadtmagazin "es Heftche"® | Ausgabe 124, Dezember 2022
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 Ein Schreckgespenst geht um
Was geschieht mit den Kirchen am Höcherberg?
2. Teil
 Auch im zweiten Teil der Reihe geht es um Tatsachen. Der Rückgang der Kirchensteuern bedingt durch massen- hafte Austritte stellt die deutschen Di- özesen unter ungeahnte Zwänge.
 Gab und gibt es alternative Nutzungskonzepte?
Die gab es durchaus. Da lobt man in Bex- bach-St. Martin in höchsten Tönen den Neu- bau des modernen Pfarrheimes zwischen denkmalgeschützter Kirche und Pfarrhaus. Dafür musste, wenig klima- und ortsprägend und erst recht nicht nachhaltig der schöne Pfarrgarten einem mit teuren Platten aus Chi- na übersäten Vorplatz weichen. Die große Chance wurde vertan: Es hätte nämlich ein gemeinsames ökumenisches Pfarrzentrum unter finanzieller Beteiligung von Protestan- ten und Katholiken entstehen können und zwar im mittlerweile hochgradig renovie- rungsbedürftigen Protestantischen Gemein- dehaus. Letzteres kann nur mit großem fi- nanziellen Aufwand erhalten werden, wäh- rend ersteres sehr selten genutzt wird. Die Möglichkeit, dass Vereine es anmieten kön- nen, besteht ausdrücklich nicht. Das wird am Barbaratag spürbar, wenn man nur einige Meter weiter auf dem Beethovenplatz der verstorbenen Bergleute gedenkt, eine Hl. Messe hält und dann leider eine weit weg entfernte Lokalität aufsuchen muss, obwohl das Pfarrheim so nah liegt. Parkplatzproble- me hat das Protestantische Gemeindehaus nicht, wohl aber das katholische.
St. Barbara Oberbexbach als Kolumbarium?
Die Barbarakirche wurde von dem berühm- ten Speyerer Baumeister Albert Bosslet kon- zipiert und ist seit der Kirchweihe 1934 lei- der keines seiner Prunkstücke. Eine verblüf- fend ähnliche Kirche steht seit 1930 in Sand- stein errichtet und dem Hl. Michael geweiht im nahen Bechhofen. Die Handschrift des Architekten ist an beiden Kirchen zu erken- nen. Nur ist der Bau in der Pfalz im Ganzen wärmer und lichtdurchfluteter als die in dunklen Backsteinen des Falzziegelwerkes
errichtete Barbara-Kirche. Schon lange im Innern nicht mehr renoviert, gehört sie zu den „Problemkirchen“ am Höcherberg, nicht zuletzt aufgrund kaum noch erscheinender Gottesdienstbesucher. Das Gemeindeleben ist fast erloschen, das Pfarrhaus seit Jahren in Privatbesitzt, ebenso das Schwesternhaus, alles um die Kirche angesiedelt. Aufgrund der seit Jahren zunehmenden Urnenbestat- tungen auf den Bexbacher Friedhöfen er- scheint am Horizont eine Möglichkeit, den Kirchenraum doch noch zu retten. Es er- staunt, dass Pfarrer Weinkötz diese noch nicht ins Gespräch brachte, war er doch in seiner Vorgängergemeinde Seelsorger an der Pfarr- und Gelöbniskirche Maria Schutz in Kaiserslautern. Und just dort wurde am 8. Dezember 2021 von Weihbischof Georgens ein Kolumbarium eingeweiht. Es befindet sich jeweils in den beiden flachgedeckten
St Maria Geburt Hochen
men. Ausstattungselemente aus der Anfangs- zeit (Altar der Neugotik, Fenster, Heiligenfi- guren) machten diese Kirche stimmig. Leider wird auch sie kaum noch frequentiert. Eher noch die im Untergeschoss errichtete sog. „Unterkirche“, die sich seit Jahr und Tag gro- ßer Beliebtheit erfreut. Man feiert quasi „aus der Kirche heraus“ die weltliche Taufe, Hochzeit, Leichtimbs (=Beerdigungskaffee) u.v.m. Der Raum gehört aufgrund seiner Funktion zum Stadtteil Höchen. Der Ab- bruch dieses Denkmals wird nicht so einfach vonstatten gehen und die Höcher BürgerIn- nen werden überlegen, was mit ihrer Kirche geschehen kann. Ein Förderkreis zur Rettung des Sakralbaus und der Unterkirche wäre ins Auge zu fassen. In Wolfersweiler hat sich kürzlich ein solcher Kreis unter dem Namen „Lichtblick“ zur Kirchenrettung zusammen- getan. Man sollte also die Hoffnung nicht aufgeben.
St. Martin Bexbach und St. Josef Frankenholz
Schon immer hatten die Bexbacher mehr Einwohner und somit auch mehr Kirchen-
Ein Bericht von Hans-Joseph Britz
erhielt von 1865 eine Erweiterung. Ihr heu- tiges Aussehen und eine neuerliche Vergrö- ßerung erfuhr die Kirche im Jahr 1969. Sie ist seit langem zu groß, was die Gottesdienst- besucher angeht, insofern könnte dieser An- bau zurückgebaut werden. Steht man in der alten, in Bruchstein gehaltenen Kirche, spürt man das Alter und die Ehrfurcht dieses Rau-
 St Babara Kirche Oberbexbach
Seitenschiffen. Es entstanden 10 Kapellen, die sich respektvoll in die denkmalgeschütz- te Sakralarchitektur integrieren und Heiligen geweiht sind. Die Kapellen schaffen für die 1.320 Urnenkammern einen würdigen Ort des Gedenkens und der Intimität. Zumindest böte sich die Oberbexbacher Pfarrkirche für einen solchen Aufbewahrungsort für Urnen an, denn nach wie vor könnten dort im Chor Gottesdienste, Trauerfeiern u.ä. stattfinden. Hierzu wäre ein Zusammenspiel der politi- schen und der kirchlichen Gemeinde erfor- derlich. Will man ein weiteres gelungenes Konzept in der Nähe erkunden, findet man es in der Evangelischen Kirche von Weben- heim. Als Ersatz für die abgerissenen Hö- cherberghallen käme St. Barbara nach der Profanierung ebenfalls infrage, zumindest böte sie nach entsprechenden Umbauten im Innern Platz für Spiel und Sport.
Mariä Geburt in Höchen samt Unterkirche
Das ursprüngliche Kirchengebäude ist über 200 Jahre alt und denkmalgeschützt, wurde in den Jahren 1800 bis 1801 errichtet und
St Martinskirche Bexbach mit Pfarrheim
steuerzahler als die Nachbargemeinden. Hier war Jahrhunderte der Sitz des amtie- renden Pfarrers, oft bis weit ins Preußische. Als sich zum Besuch des Speyerer Bischofs Karl-Heinz Wiesemann vor einigen Wochen
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