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Die Welt im Ausnahmezustand
Die Corona-Pandemie und die Sehnsucht nach Normalität
zu alle Freizeiteinrichtungen geschlossen. Auch Gotteshäuser (Kirchen, Moscheen und Synagogen) sind betroffen, Konfirmationen und Kommunionen wurden verschoben.
Krisenstimmung im Deutschen Bundestag, nachdem auch hier die ersten Corona-Infek- tionen bei Abgeordneten registriert wurden
Kinderspielplätze sollen nicht mehr aufge- sucht werden. Sportwettkämpfe wurden aus-
England (London) entfernt sich nicht nur durch den Brexit, sondern auch durch die Coronakrise von der Europäischen Union
gesetzt – bis hin zur ersten und zweiten Fuß- ball-Bundesliga. So kam das öffentliche Le- ben mit jedem Tag mehr zum Erliegen. Diese drastischen Einschränkungen erinnern an die vehementen Klagen der Schülerin Anne
einem Meer aus Asche, Blut und Tränen. Hinzu kam die demütigende Stigmatisierung der Deutschen als Massenmörder, schließ- lich waren sie die Verursacher des Zweiten Weltkrieges und des Holocausts. Nach dem 8. Mai 1945, dem Tag der bedingungslosen Kapitulation des Deutschen Reiches, begann die sogenannte Stunde Null, die Nachkriegs- zeit, in der man nach langen Entbehrungen mühsam versuchte, zu einer Normalität zu- rückzufinden.
Viele Menschen haben in ihrer Fort- schrittsgläubigkeit angenommen, die schlimme Zeit der verheerenden Seu- chen sei im 21. Jahrhundert überwun- den, ganz besonders bei den „High- tech-Riesen“ USA, Japan und Europa. Seit einigen Tagen wissen wir es besser: Das Corona-Virus hält mit seiner glo- balen Ausbreitung und dynamisch stei- genden Todesfällen die Welt in Atem. Wir erleben gegenwärtig eine Pande- mie (kontinentübergreifende Infekti- onskrankheit), die zeitgleich die ganze Welt in einen Ausnahmezustand ver- setzt und Angst und Schrecken erzeugt.
Dieses Katastrophenszenario ist ein Höhe- punkt negativer Begleiterscheinungen der kontrovers beurteilten Globalisierung. Wenig beachtete Kassandrarufe hatten das vor vie- len Jahren schon prophezeit. In Deutschland fällt diese Katastrophe genau in die Zeit, in der an den Ausnahmezustand vor 75 Jahren erinnert wird. 1945 war die Endphase des Zweiten Weltkrieges mit Bombenterror, Ver-
Die Reichstagskuppel in Berlin
darf während der Coronakrise von Touristen nicht mehr besucht werden
Die gegenwärtige Coronakrise wurde an- fangs unterschätzt. In Europa fühlten wir uns weitgehend sicher. Am „schwarzen Freitag“, dem 13. März 2020, wurden in Deutschland die ersten Kindergarten- und Schulschlie- ßungen verkündet. Vorreiter war das von der Seuche bis dahin nur wenig betroffene Saar- land. Am darauffolgenden Montag blieben deutschlandweit Schulen und Kindergärten geschlossen. Im Umfeld dieses denkwürdi- gen Wochenendes wurden kulturelle Veran- staltungen im Stundentakt abgesagt, Betrie- be, Geschäfte, Gaststätten, Kinos und nahe-
Schüler(innen) des Saarpfalz-Gymnasiums erreichten bei der Haus- und Straßensammlung für den Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge im Herbst 2019 ihr bisher bestes Ergebnis (hier mit dem saarländischen VDK-Vorsitzenden Werner Hillen).
Die für den 4. Mai 2020 geplante Dankveranstaltung in der Saarbrücker Staatskanzlei wurde von Ministerpräsident Tobias Hans wegen der Coronakrise abgesagt
In ihrem Themenheft „Welt aus den Fugen“ stellt die AG Geschichte
des Saarpfalz-Gymnasiums
unter anderem die Luftangriffe auf Homburg in den letzten Kriegsjahren 1944/45 vor
sorgungsproblemen, zerrissenen Familien- strukturen, Obdachlosigkeit, Lahmlegung des öffentlichen Lebens, auch Schulschlie- ßungen in der Trümmerwelt des Bomben- krieges. Das „tausendjährige“ Nazi-Reich versank nach 12-jähriger Terrorherrschaft in
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