Page 34 - Ausgabe 096 / August 2020
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 Die Welt im Ausnahmezustand
Die Corona-Pandemie und die Sehnsucht nach Normalität
5. Teil
Parkanlagen, Straßencafés und die vielen Sehnsuchtsplätze von „bella Italia“ können wieder besucht werden. Das gleiche Bild prägt auch andere Weltregionen, die mit dem Fremdenverkehr enorme Geldsummen verdienen. Man öffnet sich wieder den Tou- ristenmassen. Paris wirbt: „Der Eiffelturm kann wieder bestiegen werden.“ Zu den be- dauernswertesten Städten gehört Hongkong.
Der Pariser Eiffelturm ist ebenfalls wieder für den Tourismus freigegeben
Während die Welt unter der Coronakrise lei- det, unterdrückt China ganz ungeniert mit einem sogenannten „nationalen Sicherheits- gesetz“ in seiner Sonderverwaltungszone
 Die Corona-Neuinfektionen nehmen weltweit immer noch verheerende Ausmaße an. Vor allem die USA, Bra- silien und Indien verzeichneten im Juli 2020 Rekordwerte. In der global ver- netzten Welt breitet sich das Virus im- mer noch rasant aus.
 In Deutschland und zahlreichen anderen eu- ropäischen Staaten ist das Infektionsgesche- hen zu Beginn der Sommerferien weitge- hend stabil. Es gibt lediglich zeitlich begrenzt lokale Ausbrüche. Allerdings werden da-
Rio de Janeiro, die zweitgrößte Stadt Brasiliens, leidet unter den hohen Infektionszahlen der Corona-Pandemie
durch oft skandalöse Missstände aufge- deckt. Im Fleischbetrieb Tönnies wurden mehr als 1.500 Angestellte vor allem durch eine Klimaanlage als Virenschleuder mit dem Coronavirus infiziert. Dadurch kamen scho- ckierende Lebens- und Arbeitsbedingungen
Nicolas Ecker, der stellvertretende Schüler- sprecher des Saarpfalz-Gymnasiums, beim Interview mit der Moderatorin und Siebenpfeiffer-Preisträgerin Anja Reschke (2019 im Homburger Forum)
von ausländischen Leiharbeitern ans Tages- licht. Außerdem ließ der Schlachthofskandal erneut eine vehemente Diskussion um Mas- sentierhaltung und Billigfleisch aufflammen. Im politischen ARD-Magazin „Panorama“ richtete am 2. Juli 2020 die Moderatorin An- ja Reschke, seit 2019 Siebenpfeiffer-Preis- trägerin, heftige Vorwürfe an Clemens Tön- nies, der „zum Gesicht eines schweinischen Systems geworden“ sei.
Insgesamt scheint es jedoch so, als habe man in Deutschland die Pandemie einigermaßen im Griff und könne – wie in den Vorjahren – den Sommerurlaub antreten. Viele Reise- veranstalter locken mit Sonderangeboten – „natürlich mit neuen Sicherheits- und Hy- gienekonzepten“, die eine angeblich „sor- genfreie, wundervolle Zeit garantieren“ sol- len. Die Infektionskrankheit verliert jedoch erst ihren Schrecken, wenn es einen wirksa- men Impfstoff dagegen gibt, aber der ist noch lange nicht in Sicht! In seinem traditionellen Angelus-Gebet vor Gläubigen auf dem Pe- tersplatz mahnte der 83-jährige Papst Fran- ziskus bereits am 7. Juni zur Vorsicht: „Man darf nicht zu früh Siegeslieder anstimmen!“ Er warnte vor einem voreiligen Gefühl des Sieges und forderte, weiterhin gewissenhaft die Corona-Regeln der Behörden einzuhal- ten. Erleichtert stellte er fest, dass Italien die akute Phase der Viruswelle überstanden hat, und er verwies auf die weiterhin hohen In- fektions- und Sterberaten in anderen Län- dern. Damit meinte der Argentinier wahr- scheinlich in erster Linie Lateinamerika, wo das Coronavirus wie ein Lauffeuer wütet, außer in Brasilien vor allem in Mexiko, Peru, Chile und zunehmend auch in Argentinien. In Italien versucht man derweil, zur Norma- lität zurückzufinden: Die beginnende Rei-
   Das Kolosseum, das Wahrzeichen von Rom, ist nach der Corona-Zwangspause wieder geöffnet (hier eine Besuchergruppe des Saarpfalz-Gymnasiums 2015)
sewelle kurbelt die Wirtschaft an, selbst in Venedig sehnt man sich wieder nach Tou- risten, obwohl zuvor die Besuchermassen (vor allem von Kreuzfahrtschiffen) heftig kri- tisiert wurden. Römische Medien verkünde- ten stolz – wie eine Siegesmeldung: „Das Kolosseum ist wieder geöffnet.“ Museen,
Hongkong jegliche Demokratiebestrebun- gen. Reformansätze und Meinungsfreiheit werden mit brutalen Gegenmaßnahmen rechtswidrig im Keim erstickt. Es ist der aus- sichtslos erscheinende Kampf freiheitslieben- der Demokraten gegen die Allmacht eines rücksichtslosen diktatorischen Staates. Die
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