Page 26 - Ausgabe 105 / Mai 2021
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 „Coronaflemm“ und Alltagssorgen
Interessantes aus dem Saarpfalz-Gymnasium für die Zeitkapsel
Endlichkeit und die Suche nach Trost in trost- losen Zeiten thematisiert.
Wenn die zumeist krisenerprobten Erwach- senen in steigender Zahl zu Depressionen neigen und verzweifelt um Lösungen ringen,
 und Untergangsstimmung. Unter diesen Umständen wird das große Glück, dass in- nerhalb eines Jahres ein wirksamer Impfstoff gegen das Virus entwickelt und produziert wurde, zu wenig gewürdigt. Die positiven Aspekte der Krise, wissenschaftliche Fort- schritte, Hochleistungen von Infektiologen und Medizinern, die staatliche Fürsorge mit Subventionen in Milliardenhöhe, enorme Solidarmaßnahmen, die Hilfs- und Opfer-
 „Man sieht die Sonne langsam unter- gehen und erschrickt doch, wenn es plötzlich dunkel ist.“ Diese Weisheit des Schriftstellers Franz Kafka (1883 bis 1924) wird während der Corona- Pandemie häufig zitiert, meist als Trau- erspruch bei Todesanzeigen. Wir befin- den uns aktuell in der dritten Infekti- onswelle, die sich wegen der aggressi- veren Virusmutationen voraussichtlich noch schlimmer entwickeln wird als die vorherigen. In dieser düsteren Zeit erscheint die schleppend angelaufene Corona-Impfung wie das ersehnte Licht in der Finsternis („lux in tenebris“, ein Motiv, das man bereits aus der Antike kennt).
 Bis zur Erlösung, der Durchimpfung der Weltbevölkerung, ist jedoch noch ein weiter Weg zurückzulegen, der viel Geduld und Besonnenheit erfordert. Die Menschheit be- findet sich im zweiten Jahr eines deprimie- renden Ausnahmezustandes, verursacht von
Nico Dorscheid (6c)
bereitschaft quer durch die Bevölke- rung usw. hätten gewiss mehr Be- achtung und Dank- barkeit verdient. Stattdessen liegen die Nerven allseits blank. Unzufrie- denheit, Ungeduld und Ärger sorgen
einem unsichtba- ren Feind, dem Co- ronavirus. Nahezu alles ist unsicher und labil gewor- den. Es gibt Schul- schließungen, Kon- taktbeschränkun- gen, Home-Office, ein reduziertes Freizeitangebot,
für heftige Kritik an den tiefgreifenden Ein- schränkungen im Alltagsleben, welche die persönlichen Freiheiten reduzieren. Auch die lästigen Coronatest-Verpflichtungen, Impf- chaos, Überbürokratisierung und der Wirr- warr von politischen Entscheidungen sorgen für Unmut, Radikalität und Aggressionen – sowohl in der Familie als auch in der Öf- fentlichkeit. Zur Pandemiemüdigkeit gesellt sich zunehmend auch Politikverdrossenheit.
Auch unser Nachbarland Frankreich leidet unter der Corona-Pandemie.
Ein unbeschwerter Aufenthalt in Paris mit Besichtigungsprogramm und Besteigung des Eiffelturms ist vorläufig ebenso unmöglich wie ein Schüleraustausch
wie mag es dann den viel sensibleren Kin- dern und Jugendlichen ergehen? Auch sie befinden sich seit über einem Jahr im Aus- nahmezustand und sehnen sich nach Nor-
  Sophie Pilch (6c)
bedrohlich hohe Infektions- und Todeszah- len. Viele leiden unter den psychischen Be- lastungen, aber auch unter Bewegungsman- gel, Schlafstörungen und Ernährungsproble- men. Zudem fördern die Maskenpflicht, Kontaktverbote und die rasant zunehmende Digitalisierung – trotz unbestrittener Vorteile
Pola Kurowska (6c)
Viele Zeitgenossen leiden unter der „Coro- naflemm“. Symptomatisch für die aktuelle Stimmung ist der „Postkarten-Briefroman“ von Thea Dorn mit dem Titel „Trost“ (Anfang 2021 erschienen), in dem die Literatin und Philosophin die Auseinandersetzung mit der
malität. In der Coronazeit müssen sie gerade auf die interessantesten und traditionsreichen Veranstaltungen verzichten: Klassenfahrten, Wandertage, Schulfeste, Themenwoche und Projekttage, Schüleraustausche, Bundesju- gendspiele, Sonderveranstaltungen mit re-
ben geraten an die Grenzen der Belastbar- keit. Zudem verursachen Arbeitslosigkeit, Kurzarbeit, Existenznöte und chaotische Le- bensverhältnisse ein Gefühl der Hilflosigkeit
– ein Leben auf Distanz, Bezie- hungskrisen und Kriminalität. Wir stecken mitten in einer Katastrophe, der größten Krise seit dem Zweiten Weltkrieg. Vor al- lem Menschen im aktiven Berufsle-
Übergabe der Schülerbeiträge für die Homburger Zeitkapsel in der Aula des Saarpfalz-Gymnasiums (v.l.): Eberhard Jung (Betreuungslehrer der beteiligten Schüler/innen), Carina Bentz und Sude Ergün (beide aus dem Grundkurs 11 Geschichte 3), Winfried Anslinger (Pfarrer i.R.) und Karina Kloos (Stadtarchiv Homburg)
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