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Umbrien), der bis zu seinem Tod 2015 das Saarpfalz-Gymnasium mehrfach besuchte und sein abenteuerliches Leben als italieni- scher Migrant sowie seine Forschungsergeb- nisse vorstellte. Während seine Großeltern noch Analphabeten waren und in Armut leb-
Äolus, der sagenumwobene Herrscher über die Winde, der u.a. auf den Liparischen (=Äolischen) Inseln (Stromboli, Lipari und Vulcano) verehrt wird
ten, hatte er 1961 im Alter von 23 Jahren als „rebellischer Geist“ gegen heftigen Wi- derstand seiner Vorfahren Italien verlassen, um in Heidelberg und Saarbrücken zu stu- dieren und eine Saarländerin zu heiraten. 1973 kehrte er als angesehener Wissen- schaftler wieder in seine alte Heimat zurück. Conny Froboess thematisierte in ihrem Ohr- wurm-Erfolgsschlager „Zwei kleine Italiener“ aus dem Jahre 1962 das Heimweh von ita- lienischen Gastarbeitern: „Eine Reise in den
Süden / ist für andre schick und fein, / doch zwei kleine Italiener / möchten gern zu Hau- se sein. // Zwei kleine Italiener, / die träumen von Napoli, / von Tina und Marina, / die warten schon lang auf sie.“ Weniger rührse- lig stellte Franz-Josef Degenhardt das mit- leiderregende Schicksal eines Italieners aus dem Mezzogiorno (Süditalien) in seinem Lied „Tonio Schiavo“ (1966) dar. Es ist ein
Vulcanus, der römische Gott des Feuers und der Schmiedekunst, hat seine Werkstatt laut Mythologie auf Sizilien. Während er sich sei- ner Arbeit widmet, lässt sich seine Gemahlin Venus auf ein Liebesabenteuer mit dem Kriegsgott Mars ein und lenkt ihn damit vom Kriegführen ab (Zeichnung der Schülerin Helene Mäusle, SPG)
Klagelied, in dem es um beengte Wohnver- hältnisse von Gastarbeitern geht, um skla- venähnliches Dasein mit Akkordarbeit, um raue Sitten auf dem Bau, Alkoholismus, Be- leidigungen, Messerstecherei, Lynchjustiz und enttäuschte Erwartungen. Im Bauarbei-
termilieu spielt ebenfalls der kurze Prosatext „Besuch bei Franz“ von Rainer Brambach aus dem Jahr 1961, der die bewundernswer- te Andersartigkeit eines italienischen Gast- arbeiters skizziert.
Spezialitäten in einem kalabrischen Familienbetrieb: pikante Wurstsorten (z.B. Streichsalami Nduja), getrocknete Peperoni, Käse, Weine usw.
In der deutschen Literatur gibt es seit Jahr- hunderten eine rege Auseinandersetzung mit Italien und seiner Bevölkerung. Heinrich
Souvenirladen in Tropea (Kalabrien)
mit süßen und pikanten einheimischen Produkten, z.B. süßen, roten Zwiebeln, die zu köstlicher Marmelade verarbeitet werden
Mann beschrieb in seinem Lieblingsroman „Die kleine Stadt“ (erschienen 1909) die ge- lebte Utopie einer Gesellschaft – wie in einer griechischen Polis-Demokratie. Als Modell
Kirchenfenster in Serra San Bruno (Kalabrien) mit dem Porträt von Papst Fanziskus
dafür diente ihm ein Städtchen namens Pa- lestrina mit seinen quirligen Menschen, süd- östlich von Rom in der Landschaft Latium gelegen. Es ist eine Huldigung an das de- mokratische Italien vor dem Faschismus Mussolinis, ein Roman, von dem auch sein Bruder Thomas Mann, der Autor der Novelle „Der Tod in Venedig“ (erschienen 1912), be- geistert war.
Eines der beliebtesten Ziele bei Klassen- und Kursfahrten unserer Schüler(innen) ist seit vielen Jahrzehnten die italienische Haupt- stadt Rom. Nils Ortloff aus der AG Geschich-
Der Deutsch-Leistungskurs 11 des Saarpfalz-Gymnasiums vor den Überresten der Konstantinstatue im Hof der Kapitolinischen Museen in Rom (2015)
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