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Die Blies, einst unser schwarzes Flüsschen

Teil 1 von Jürgen Cornely

"Unser schwarzes Flüsschen", so nannte der erste Neunkircher Stadtarchivar Kurt Wildberger in einem mehrteiligen Beitrag in der „Neunkircher Tageszeitung“ die Blies. Das war Ende 1941. Wer wie der Verfasser noch in den 50er Jahren aufgewachsen ist, kann diese Bezeichnung gut verstehen. Wenn uns Kindern einmal der Fußball über das Bliesufer hinaus im Wasser landete, drängte man sich nicht unbedingt, den Ball aus der schlammigen dunklen Brühe zu holen. Heute ist das Wasser wieder so klar, dass man auf den Grund schauen kann und selbst im Stadtzentrum auch wieder Fische darin leben.

Die Naturlandschaft

Die Blies entspringt bei Gronig im nördlichen Saarland und mündet in Saargemünd in die Saar. Sie legt dabei etwa 100 km zurück, soweit wie kein anderer Fluss im Saarland. Manch einer ist da so vermessen, sie als den größten saarländischen Fluss zu bezeichnen und macht der Saar diesen Titel streitig, da diese weniger als 80 km durchs Saarland zurücklegt. Auf allen Landkarten, aus welcher Zeit sie auch stammen, erkennt man, dass die Blies in vielen Schleifen und Windungen ihrer Mündung entgegenfließt. Den ältesten konkreten Hinweis, wie die Landschaft in der heutigen Stadtmitte ausgesehen haben muss, liefert der Steindruck eines  Wasserfarbenbildes von Achille Schüler aus dem Jahre 1856 (Abb. 1,2). Achille Schüler war ausgebildeter Ziseleur. Sein älterer Bruder Emil, beide aus Schwaben stammend, war bereits 1842 nach Neunkirchen gekommen und im Alter von etwa 35 Jahren zum Generaldirektor aufgestiegen. Das Bild zeigt den Unterort mit dem Eisenwerk, Neunkirchens Zentrum im Bereich des Oberen Marktes liegt links außerhalb des Bildes. Der Betrachter dürfte sich etwa auf der Höhe des Langenstrichs befunden haben. Im Bereich des heutigen Saarpark-Centers gibt es eine Vielzahl von Werksanlagen, die noch nicht die nüchterne Zweckarchitektur des fortgeschritte‌nen Industriezeitalters aufweisen. Auch die Hochöfen, damals gerade mal vier, sahen eher wie Wohngebäude aus. Hinzu kommen das Stummsche Herrenhaus mit allen Nebengebäuden, Wohnhäuser der Arbeiter und der Beamten, ein Schulhaus, eine Kapelle, eine Krankenanstalt. Von links oben am Neunkircher Hof vorbei durch das Werk hindurch nach rechts Mitte verläuft die Chaussee von Saarbrücken nach Koblenz, die spätere Saarbrücker und die Bahnhofstraße. Die heutige Bahnhofstraße ist spärlich bebaut, noch mit Pappeln gesäumt. Darüber, also nördlich davon, verläuft bereits die Eisenbahnlinie, die 1852 eingeweiht worden war. Vor dem Kohlwald überquert sie auf einer dreibogigen Brücke die Blies und deren Lauf verfolgend, erkennt man die nach Plänen von Stengel 1769 erneuerte Brücke in der Provinzialstraße. Der heutige Unterort mit dem Unteren Markt, der Pasteurstraße, Millerstraße und vor allem die nach Norden zum Bahnhof hin sich erstreckende Bebauung fehlen noch komplett. Hier dehnen sich Wiesen aus, auf denen Heu geerntet wird. Die Blies wird von den Auwiesen durch eine Baumreihe (Linden?) getrennt.  Das Urmesstischblatt (Abb.3) aus dieser Zeit bestätigt diese Verhältnisse. Seit Beginn der Sesshaftigkeit haben die Menschen bei aller Abhängigkeit vom Wasser ihre Wohnungen auf die hochwasserfreien Gebiete beschränkt. Daher entstand Neunkirchen ja auch um den heutigen Oberen Markt herum und breitete sich zunächst nur ganz allmählich über den Hüttenberg hinunter zum Bliestal aus. Um die Mitte des 19. Jahrhunderts schreibt der pfälzische Reiseschriftsteller August Becker: „Auf der Höhe, von der man eine prächtige Fernsicht hat, stand einst ein fürstliches Schloss. Großartig ist das Hüttenwerk der Gebrüder Stumm, das über 800 Menschen beschäftigt, mit stattlichen, schlossähnlichen Bauten.“  (1) Noch heute bilden die Ufer der Blies vielerorts die typische Auenlandschaft eines mitteleuropäischen Flüsschens und so muss es auch in Neunkirchen wohl bis zum Ende des vorletzten Jahrhunderts gewesen sein. Viele Flurbezeichnungen zeugen davon, dass sich zu beiden Seiten der Blies auch im heutigen Stadtgebiet eine weitläufige Auenlandschaft erstreckte. Sie tauchen noch lange, zum Teil bis heute, in den Ortsplänen auf: Breitwiesen, Stegwiesen, Mühlwiese, Waldwiese, Ochsenwiese, Ritzwies, Taubenau, Rockersau. Noch in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts wurde dort, wo sich heute die Bliespromenade mit den Bliesterrassen erstreckt, Heu geerntet (Abb.4). So ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass man aus der Blies Fische fangen konnte. Es ist allerdings schon sehr lange her, dass in den ehemals klaren Wassern der Blies Karpfen und Weißfische sich tummelten und dort gefangen wurden.

„Item hat der Fischer Herrmann Richter deß Jahrs durch an Carpfen gefangen in der Pließ 131 Pfund Item der Fischer an Weißfisch gefangen in der Pliß 180 Pfund“ (2)

In der Ordnung der Gemeinde Neunkirchen von 1731 wird festgehalten, die Gemeinde habe „ein uraltes Recht, welches sie dato excerciret in der Blies zu fischen.“ (3) Noch 1898 wurde der Fischerei-Pachtbezirk von Wellesweiler mit dem der Gemeinde Neunkirchen mit zusammen 120 Mark jährlich an einen Bürger aus Wiebelskirchen namens John und 1900 an den Bergmann Mathias Lore verpachtet. (4) 1893 erlaubte die Gemeinde Neunkirchen die Errichtung einer Flussbadeanstalt an der Böckingschen Mühle (später als Bliesmühle bekannt). Zuvor befand sich die Gemeindebadeanstalt unterhalb der Leidnerschen Holzbrücke (heute Brückenstraße) und später unterhalb des Bahndammes an der Gasstraße. In Wiebelskirchen badete man bei den drei Dolen.

Quellennachweis:  August Becker, Die Pfalz und die Pfälzer, Leipzig 1857 in Richard von Dülmen, Joachim Jacob (hgg.) Stumm in Neunkirchen, St. Ingbert 1993

2 Die Hofhaltung im Alten Schloss zu Neunkirchen 1687 und 1688, hgg. von Brigitte Schubert, Saarbrücken 2010

3 Bernhard Krajewski, Heimatkundliche Plaudereien 2, Neunkirchen o. J. (1977), Seite 9

4 Beschlussbuch des Gemeinderats von Wellesweiler vom 5. März 1910

 1, 2 Ausschnitt aus Ansicht von Neunkirchen, Souvenirblatt um 1857, Lithografie nach Achille Schüler, u. a. im Neunkircher Stadtbuch 2005, Seite 519

3 Urmesstischblatt 1843 – 1878, Landesamt für Vermessung, Geoinformation und Landentwicklung Saarbrücken

4 HVSN, Archiv Schwenk

Vortrag:
Mittwoch, 3. Dezember Mundartlesung von Manfred Stöhr, „Geschichten aus dem Leben“, Beginn 19 Uhr VHS-Gebäude, Marienstr. 2.

Nichtmitglieder zahlen 3€, Gäste sind willkommen.

Schenk, Silvia
22. Nov 2025

Serie: Historischer Verein Stadt Neunkirchen e.V.
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