Einhundert Jahre AWO an der Saar
Jubiläum wird landesweit gefeiert
Am 13.02.1924 wurde im Saarland die Arbeiterwohlfahrt (AWO) gegründet. Die AWO Saarland wird dieses Jubiläum landesweit feiern.
Die Brauerstraße 6-8 in der Landeshauptstadt ist das „Geburtshaus“der Arbeiterwohlfahrt im Saarland. Am 13. Februar 1924 wurde hier der Grundstein des heutigen Wohlfahrtsverbandes gelegt. Vorsitzende wurde Angela Braun-Stratmann, die Frau des saarländischen SPD-Vorsitzenden Max Braun, der ihr Stellvertreter wurde. Sie nutzen ihre Möglichkeiten, einige Jahre nach der Gründung der AWO in Berlin durch die Reichstagsabgeordnete Marie Juchacz, die Organisation auch im Saargebiet zu etablieren. Wegen des Saarstatus erfolgte dies einige Jahre versetzt. „Unser Wohlfahrtsverband hat sich seit seinem Bestehen für Werte wie Gleichheit, Toleranz, Gerechtigkeit, Freiheit und Solidarität eingesetzt und ist für Benachteiligte eingetreten, für Kinder und Erwachsene, alte Menschen, Behinderte, Pflegebedürftige, Menschen mit Migrationshintergrund, Wohnungs- und Arbeitslose“, sagt der AWO-Landesvorsitzende Marcel Dubois, dessen Verband heute zu den führenden Wohlfahrtsverbänden zählt, mit über 5000 Beschäftigten in mehr als 300 Einrichtungen und mehr als 10.000 ehrenamtlichen Mitgliedern in 113 Ortsvereinen. „Unsere Arbeit hat nie an Aktualität verloren und die Leitideen unserer Gründerin und ihrer Mitstreiter sind präsent. Sie waren entschiedene Gegner von Unfreiheit und Intoleranz, mussten vor Nationalsozialisten fliehen, Ausgrenzung, Gewalt und gar den Tod fürchten“, sagt Dubois, dessen Verband das laute Eintreten für Demokratie und Menschenwürde und gegen Rechtsextremismus in diesem Tagen erneut aktiv unterstützt.
„Nachdenklich stimmt uns, dass nach 100 Jahren sich manches Schicksal wiederholt. Was früher die Suppenküchen in den Ortsgruppen der AW waren, sind heute unsere AWO-Wintercafés. Unserer Gesellschaft droht mehr denn je der Verlust des sozialen Kitts durch die Spaltung zwischen Arm und Reich. Inmitten von Krisen und Kriegen auf unserer Welt stünde es uns allen zugute, den Mensch so zu sehen, wie er oder sie ist. Besinnen wir uns auf die ausgestreckte Hand, das Miteinander, das offene Ohr für die Menschen vor Ort. Das Herz, das die AWO auch seither als Logo trägt und uns jeden Tag zu Menschlichkeit antreibt“, sagt Dubois.
Das 100jährige Bestehen der AWO im Saarland ist eng mit der Person Angela Braun-Stratmann verknüpft. Sie kam 1923 mit ihrem Mann Mathias Braun, dem Chefredakteur der sozialdemokratischen Volksstimme, nach Saarbrücken und war für die Frauenbeilage der Zeitung verantwortlich. Sie war bis 1935 Vorsitzende der Arbeiterwohlfahrt im Saargebiet. „Sie verkörperte in vielerlei Hinsicht die »neue Frau« der 20er Jahre: Sie war berufstätig, politisch engagiert, modebewusst und nahm rege am kulturellen Leben der Stadt teil. Nach dem Anschluss des Saargebietes an Hitlerdeutschland floh Angela Braun 1935 nach Frankreich und von dort nach London. 1946 kehrte sie nach Saarbrücken zurück. Von Oktober 1947 bis Februar 1949 gab sie die Zeitschrift Charme heraus. Politisch blieb sie in der Sozialdemokratischen Partei des Saarlandes (SPS) aktiv und wurde Mitglied des Landtages. Von 1946 bis 1953 war sie erneut Vorsitzende der Arbeiterwohlfahrt. 1958 siedelte sie nach Frankreich über. In ihrer französischen Wahlheimat starb sie im Juni 1966“, schreiben Bärbel Kuhn und Hans-Christian Hermann in einem neuen Buch über sie. Die AWO im Saargebiet kämpfte gegen den Anschluss an Hitlerdeutschland. Im Saargebiet und in der späteren Bundesrepublik griff die AWO Saarland die Ideen von Marie Juchacz stets wieder auf und entwickelte einen Wohlfahrtsverband, der bis heute an seinen Idealen festhält und für sie eintritt. Getreu dem AWO Leitspruch: „Weniger ICH und etwas mehr WIR“.
Die AWO Saarland e. V. ist ein gemeinnütziger Verein und ein nicht-konfessioneller Wohlfahrtsverband. Sie hat über 10.000 Mitglieder in mehr als 100 Ortsvereinen in den sieben Kreisverbänden. In vielen Ortsvereinen sind Begegnungsstätten etabliert, die den örtlichen Mittelpunkt der AWO-Arbeit bilden. Sie sind Treffpunkt für die Menschen vor Ort. Über 5.000 hauptamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kümmern sich täglich um kompetente und fürsorgliche soziale Arbeit vor Ort. Damit Menschen, die Hilfe suchen, auch ein offenes Herz finden und jemanden, der sich um Ihr Anliegen kümmert. Die AWO engagiert sich mit über 100 Auszubildenden im Jahr für eine zukunftssichere Soziale Arbeit im Saarland.
Die AWO ist dabei in verschiedenen Bereichen aktiv:
- in Krippen und Kitas
- in Kinder-, Jugend- und Familienhilfeeinrichtungen
- in der Freiwilligen Ganztagsbetreuung an Schulen
- Stationäre Pflege in 27 AWO Seniorenzentren
- in der Beratung und ambulanten Pflege mit Hausnotrufsystemen und Unterstützungsleistungen durch die Sozialstation AWO ZuHause
- mit verschiedenen Quartiersprojekten zur Unterstützung von guten Nachbarschaftsstrukturen
- in der Beratung von zugewanderten Menschen vor Ort
- in der Förderung und Unterstützung von Menschen mit körperlicher und geistiger Behinderung in unseren Wohnstätten und Werkstätten für Menschen mit Behinderung
- in der Förderschule Am Ökosee Dillingen
- in der Beschäftigung von Menschen, die auf dem ersten Arbeitsmarkt keinen Platz finden
Aufgaben der Landesgeschäftsstelle:
Die Landesgeschäftsstelle in der Saarbrücker Hohenzollernstraße 45 stellt das
Bindeglied zwischen dem verbandlichen und dem unternehmerischen Bereich
des AWO Landesverbandes Saarland e. V. mit seinen verschiedenen
Dienstleistungsangeboten dar.