Komplex und interessant
Die Geschichte der Wasserversorgung in Bexbach Teil 1
Von Wäldern, Brunnen und Zisternen - Die Geschichte der Wasserversorgung in Bexbach ist so komplex wie interessant.
Als man 1967 die damalige Haupt- und heutige Rathausstraße erneuerte, wurden Rohre freigelegt, die bereits kurz nach der Jahrhundertwende die Haushaltungen des damals noch zum Königreich Bayern (Bayerische Pfalz) gehörigen Dorfes Mittelbexbach mit Trinkwasser versorgten.
1906 hatte Bürgermeister Christian Baschab mit dem Gemeinderat beschlossen, eine Wasser- und Gasversorgungsleitung verlegen zu lassen. Der Auftrag erging an die Zweibrücker Firma Kölwel. Die Kosten von rund 100.000 Mark waren von der Gemeinde allein nicht zu stemmen, sodass ein Darlehen aufgenommen werden sollte, welches eine Bürgerversammlung, die bereits 1904 stattfand, befürworten sollte. Von 480 Stimmberechtigten erschienen allerdings nur 76, von denen 38 für und 38 gegen den Plan stimmten. Damit war er zunächst abgelehnt. Baschab führte inzwischen Gespräche mit der Fa. Kölwel, die – so sein Vorschlag – die ersten Jahre in Eigenregie den Versorgungsbetrieb übernehmen sollte.
Private und öffentliche Brunnen
Ende des 18. Jahrhunderts gab es im Ort nur 2 öffentliche Brunnen: In der Oberbexbacher Straße neben dem Anwesen Winter (heute Funz‘l) und direkt an der Bachbrücke, beide mit zwei Steintrögen, wo die Frauen auch waschen konnten. An der Bachbrücke wurde nicht nur Wäsche gewaschen, sondern auch die am Bachufer stehenden Melden (Volksmund: Schissmelde), die gutes Viehfutter abgaben. Außerdem war der Brunnen gleichzeitig Viehtränke. Ein dritter Brunnen wurde 1885 beim Bau der damaligen Schule (heute Rathaus) gegraben. Es muss erwähnt werden, dass die meisten Dorfbewohner eigene Brunnen besaßen. Bekannt ist auch, dass die Zweibrücker Firma Oltsch im Garten des katholischen Pfarrhauses Ende des 19. Jahrhunderts einen Brunnen gegraben hatte. Um 1845 wurden etwa 44 private Ziehbrunnen registriert, 1871 ist von zwei Dorfbrunnen und einer Ortspumpe die Rede. 1882 wurde an der Wellesweilerstraße ein weiterer angelegt. Der Antrag von rund 30 Bexbacher Bergleuten zur Errichtung eines Brunnens am Kreuz zwischen Wellesweiler- und Grubenstraße wurde jedoch von der Gemeinde abgelehnt mit der Begründung, sie hätten keinen weiteren Weg zu den beiden vorhandenen Gemeindebrunnen. Der Gemeinderat, selbst überwiegend Bergleute, konstatierte spöttisch: Man habe nichts dagegen, wenn sie selbst einen Brunnen nahe des Kreuzes erbauen wollten. Als Bergleute müssten sie ja wissen, wie die Grabung vonstatten geht. Einen weiteren Brunnen gab es am Anfang der Oberbexbacher Straße mitten in der Fahrrinne. Nach der Auftragsvergabe wurde von Kölwel am Ende der damaligen Ludwig-, heute Kolpingstraße nahe der Kolling, die erste Tiefenbohrung vorgenommen und ein Pumpenhaus darüber errichtet. Am Ende der Wellesweilerstraße (Zollstock genannt) errichtete man einen zweiten Wasserbehälter für 200 m³ und einen weiteren im Wiesental hinter der Maxstraße (Volksmund Gutdell, von Guter Delle, Boden) , heute „Grüne Lunge“. Ein Gasometer mit einer Kapazität von 500 m³ Gas wurde in der Nähe des Pumpenhauses gebaut; es folgten Anlagen der Gasherstellung-, Aufbereitung- und Verteilung. Die Gemeinde Oberbexbach lehnte damals die Mitversorgung von Bexbach aus ab.1909 übernahm die Gemeinde in eigener Regie die Trink- und Gebrauchwasserversorgung sowie die Gasversorgung von Kölwel. Die Gemeinden Niederbexbach und Ludwigsthal wurden von Mittelbexbach aus versorgt. Es gab ab 1910 einen Wasserhochbehälter auf dem Hirschberg und seit 1933 einen im Aussichtsturm, der ebenfalls von Kölwel als ursprünglicher Wasserturm errichtet wurde. Mit der Stadtwerdung Bexbach im Jahre 1971 sind die eigens gegründeten „Stadtwerke Bexbbach“ für die Wasser- und Gasversorgung zuständig. 1976 wurde auf Erdgas umgestellt und Ende des Jahres 1980 eine neue Gasstation in Betrieb genommen.
Fortsetzung folgt/ Hans-Joseph Britz