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Wie Paul den Frühgeborenen hilft

Hochmodernes Notfalltraining in der UKS-Kinderklinik

Am Universitätsklinikum des Saarlandes (UKS) fand Mitte Juli ein ganz besonderes Notfalltraining statt. Zum ersten Mal übten Mitarbeitende der Klinik für Allgemeine Pädiatrie und Neonatologie auf der Neugeborenen- und Kinderintensivstation KK01 mit einer hochmodernen Simulation akute Notfälle des Neu- und Frühgeborenen. Die dahinterstehende Technik und ein ausgefeiltes Trainingskonzept ermöglicht Szenarien, mit denen das Team der Klinik sehr realistisch Notfälle üben kann.

Paul ist ein Frühchen. Gerade erst auf die Welt gekommen, nur 35 cm groß und 1.095 Gramm schwer – kein leichter Start ins Leben. Seine Atemgeräusche sind auffällig, plötzlich fällt die Sauerstoffsättigung in seinem Blut und Pauls Haut verfärbt sich langsam blau. Dann hört er auf zu atmen. Ein Notfall, auf den die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der UKS-Kinderklinik schnell und zielgerichtet reagieren müssen. Zum Glück ist Paul kein echtes Kind, sondern nur eine extrem lebensechte Simulationspuppe. Er kann vieles, was ein richtiges Frühchen kann. Normales Atmen simuliert Paul ebenso lebensecht wie Atemstörungen, auch den Stillstand der Atmung kann er sehr detailgetreu nachbilden. Sein Puls ist tastbar und er kann einen kompletten Kreislaufstillstand simulieren. Die Liste seiner High-Tech-Funktionen ist lang. Er ist das Kernstück der Simulation, zu der weitere Hard- und Software gehört. So u.a. ein spezielles Stethoskop, das mit der Puppe agiert, wenn Pauls Atem-, Herz- und Darmgeräusche abgehört werden. Oder eine spezielle Kamera, die das Trainingsgeschehen überwacht. Besonders wichtig ist das spezielle Computerprogramm, über das die gesamte Simulation sehr detailliert gesteuert werden kann und ermöglicht, lebensechte Notfallsituationen abzubilden. „Nach kurzer Zeit wirkte die Situation wie echt“, beschreibt Lisa Schlosser ihre Erfahrungen beim ersten Simulationstraining mit Paul und der Hersteller-Firma, das Mitte Juli an der UKS-Kinderklinik stattfand. Über zwei Tage wurde intensiv trainiert. Es gab pro Tag zwei Gruppen, die jeweils aus vier Ärztinnen und Ärzten sowie vier Pflegefachkräften bestand. Fünf Stunden lang wurden die Teams intensiv geschult, insgesamt nahmen 32 Personen am Training teil. „Ich konnte mein Wissen auffrischen, Dinge dazulernen und neue Ansätze kennenlernen. Besonders den Blick von außen auf unsere Abläufe empfand ich als sehr wertvoll“, so die erfahrene Kinderkrankenpflegerin Lisa Schlosser. Dem stimmt PD Dr. Nasenien Nourkami-Tutdibi zu: „Wir wussten vorher nicht genau, was auf uns zukommt. In einem interprofessionellen Team aus jeweils einer Ärztin bzw. einem Arzt und einer Pflegefachkraft wurden wir in die Situation geschickt und mussten rasch und professionell reagieren – wie bei einem echten Notfall“. Für die Oberärztin, gab es beim Training sogar noch eine zweite sehr positive Überraschung. „Wir verfügen in der Kinderklinik jetzt über ein neues Videolaryngoskop, das ich im Training einsetzen konnte. Es wird uns in der Praxis helfen, insbesondere bei der Ausbildung von jungen Medizinerinnen und Medizinern in der Fach- und Weiterbildung.“ Ein Videolaryngoskop ermöglicht es, den Bereich im Kehlkopf videogesteuert und so z.B. den Eingang zur Luftröhre sicher darzustellen, um einen Beatmungsschlauch zu platzieren. Insbesondere bei Neu- und Frühgeborenen kann die korrekte Platzierung des Beatmungsschlauches eine Herausforderung sein. Durch die Videotechnik sieht man die Anatomie und die eigenen Arbeitsschritte auf einem externen Monitor und damit noch besser. Das hilft den erfahrenen Ärztinnen und Ärzten nicht nur, wenn sie selbst mit dem Gerät arbeiten. Sie können so auch den Nachwuchs gezielter anleiten, wenn sie den Prozess über den Bildschirm genau beobachten können. „Auch weitere Fertigkeiten und Manöver können sehr gut trainiert werden“, so PD Dr. Nourkami-Tutdibi. Dass mit Paul so viele Notfallszenarien geübt werden können, darüber freut sich ebenso der Direktor der Klinik für Allgemeine Pädiatrie und Neonatologie Prof. Dr. Michael Zemlin. „Wir haben bei uns sehr routinierte Kolleginnen und Kollegen im Team. Aber ein Notfall ist immer eine Ausnahmesituation, besonders bei Frühgeborenen mit einem sehr niedrigen Geburtsgewicht. Solche Szenarien gezielt und lebensecht trainieren zu können, ist ein großer Zugewinn für unsere Aus- und für unsere stetige Weiterbildung.“ In einem nächsten Schritt sollen Mitarbeitende der Klinik angeleitet werden, um selbst die Simulationen an Paul steuern zu können. Damit kann die Klinik dann eigenständig Trainings durchführen.

Die neue Ausstattung wurde vollständig gespendet.
Organisiert über den Förderverein Kinderinsel Homburg e. V. signalisierte das Unternehmer-Ehepaar Erika und Wolfgang Hutzel ganz selbstverständlich ihre Unterstützung. „Die Simulationspuppe mit allem Zubehör, das Training und auch das neue Videolaryngoskop: Wir sind Familie Hutzel sehr, sehr dankbar für diese mehr als großzügige Spende“, betont Prof. Dr. Zemlin. © UKS

 

Schenk, Silvia
29. Jul 2024