Holz, Herz und Handwerk
CJD-Jugendliche erschaffen sakralen Altar für die Pfarrei Heiliger Franz von Assisi
Das Annafest in Biesingen, einem Ortsteil von Blieskastel, hatte in diesem Jahr ein ganz besonderes Highlight. Die Einweihung eines neuen Altars in der Pfarrei Heiliger Franz von Assisi, der mit der tatkräftigen Unterstützung von Jugendlichen des Christlichen Jugenddorfwerks Deutschland (CJD) entstanden ist. Dieses Projekt verbindet moderne Technik, traditionelles Handwerk und die spirituelle Tiefe eines sakralen Bauwerks.
Alles begann mit einem Geschenk an Pater Hieromin, der eine aufwendig geschnitzte Darstellung des Abendmahls erhielt. Dieses beeindruckende Kunstwerk sollte in der Kirche einen würdigen Platz finden. Der Kaplan der Pfarrei, Pater Mateusz, fragte daraufhin Josef Bieringer, ein engagiertes Pfarreimitglied und Ausbilder des CJD, ob die Schreinerei des CJD in der Lage sei, einen neuen Altar zu entwerfen und zu bauen. Die Antwort war ein klares „Ja“. „Wir wussten sofort, dass dies eine einmalige Gelegenheit für unsere Auszubildenden sein würde“, erzählt Bieringer. „Hier konnten wir nicht nur handwerkliches Können zeigen, sondern den Jugendlichen auch vermitteln, wie wichtig es ist, Traditionen zu bewahren und sie mit der Moderne zu verbinden.“
Wertvolle Lernerfahrung: Traditionelle Schreinermethoden mit modernster, computergestützter Technik
Die Jugendlichen, die sich in ihrer Ausbildung in der Holzwerkstatt des CJD befinden, sahen in diesem Projekt nicht nur eine handwerkliche Herausforderung, sondern auch eine Möglichkeit, ihre Fähigkeiten und ihr Wissen zu erweitern. Besonders die Verbindung von traditionellen Schreinermethoden mit modernster, computergestützter Technik bot den Auszubildenden eine wertvolle Lernerfahrung. Unter der Anleitung ihrer Ausbilder arbeiteten sie seit Februar 2024 an der Konstruktion des Altars, der sich bald als einzigartiges Stück herausstellte. „Die ersten Ideen und Entwürfe entstanden bereits 2022, mussten aber nachdem die äußeren Rahmenbedingungen geklärt waren, neugestaltet werden“, erzählt Josef Bieringer. „Ein neuer Entwurf konnte dann als 1:1-Modell in der Kirche der Gemeinde vorgestellt werden, die sich dann auch in einer Abstimmung für dieses Modell entschied“.
Nutzung ausschließlich recycelter Materialien
Einer der größten Herausforderungen bestand darin, den alten Altar in den neuen zu integrieren. Der bestehende Altar, ein sakrales Objekt mit tiefem religiösen Wert, musste erhalten bleiben. Die Lösung war ein Altar, der den alten in sich aufnahm und gleichzeitig den Blick auf das geschnitzte Abendmahl lenkte. Die Verarbeitung der alten Altarplatte sowie das Recycling von nicht mehr benötigten Holzkreuzen von Gräbern aus der Gemeinde sorgten dafür, dass das gesamte Projekt nachhaltig absolviert werden konnte.
Interdisziplinäre Zusammenarbeit: Kooperation zwischen Maler- und Holzwerkstatt
Ein besonderes Highlight war die Verwendung von Blattgold, das den Hintergrund des Abendmahls ziert. Für die Jugendlichen war dies eine seltene Gelegenheit, mit echtem Gold zu arbeiten – ein Erlebnis, das viele von ihnen tief beeindruckte. Unterstützung erhielten sie hierbei von der Malerwerkstatt, die mit ihrer Expertise dafür sorgte, dass das Gold in voller Pracht erstrahlte. „Ich hätte nie gedacht, dass ich mal mit echtem Gold arbeiten würde“, erzählt einer der Auszubildenden in der Holzwerkstatt. „Es war faszinierend zu sehen, wie aus unseren Händen etwas so Wertvolles entsteht, das vielleicht über Jahrhunderte hinweg in der Kirche bleiben wird.“ Die Arbeit am Altar bot den Jugendlichen nicht nur praktische Erfahrungen im Handwerk, sondern auch wertvolle Einblicke in Kunstgeschichte und Sakralkultur. So befinden sich im Altar Reliquien, die zum Teil aus dem dritten Jahrhundert stammen. Für viele der jungen Handwerker war es das erste Mal, dass sie mit solch historisch bedeutenden Objekten in Berührung kamen.
Kostenneutrale Umsetzung des gesamten Projektes
Der feierliche Höhepunkt war die Einweihung des Altars Ende Juli während des Annafestes, das gleichzeitig den 120. Jahrestag der Grundsteinlegung der Kirche markierte. In einer bis auf den letzten Platz gefüllten Kirche wurde der Altar feierlich geweiht. Fünf der beteiligten CJD-Jugendlichen waren anwesend und nahmen die Anerkennung der Gemeinde mit Stolz entgegen. Ein weiteres Zeichen der Anerkennung war die Verköstigung der Jugend auf dem Fest und ein großzügiges Trinkgeld, das die Azubis umgehend in die bereitgestellte Spendenbox „Ein Herz für St. Anna“ zum Erhalt der Kirche gaben. Durch die sorgfältige Planung und die großzügigen Spenden – das Gold etwa wurde komplett gestiftet – konnte das gesamte Projekt kostenneutral umgesetzt werden.
Auszubildende konnten Fähigkeiten und Vertrauen in sich selbst stärken
„Dieses Projekt hat den Jugendlichen gezeigt, wie viel sie mit ihren eigenen Händen bewirken können“, resümiert Josef Bieringer. „Sie haben nicht nur einen Altar gebaut, sondern auch ihre eigenen Fähigkeiten und das Vertrauen in sich selbst gestärkt.“ Die Jugendlichen des CJD haben mit ihrem Engagement gezeigt, dass traditionelle Handwerkskunst auch heute noch einen wichtigen Platz in unserer Gesellschaft hat und mit modernen Methoden eine wunderbare Symbiose eingehen kann. Sie haben nicht nur einen Altar geschaffen, sondern ein Zeugnis dafür abgelegt, dass junge Menschen in der Lage sind, Großes zu vollbringen, wenn ihnen Vertrauen und Verantwortung übertragen wird. Die Pfarrei Heiliger Franz von Assisi hat nun nicht nur einen neuen Altar, sondern auch ein Werk, das von der Zukunft spricht – geschaffen von den Händen der Jugend.
Unter https://www.cjd-homburg.de/ finden Sie weitere Informationen über das CJD in Homburg. © CJD