Von Merchweiler zur Design Week Milano
Erfolgreiches saarländisches Unternehmen Designscape
Die preisgekrönten Vasen des saarländischen Unternehmens Designscape aus dem 3D-Drucker machen in Kirchen genau so eine gute Figur wie gerade auf der Designmesse in Italien.
Wenn es fast schon normal wird, Designpreise zu gewinnen, hat man alles richtig gemacht. So wie Nicolas Woll, Unternehmer aus Merchweiler. In schönster Regelmäßigkeit räumen die von ihm entworfenen Vasen namens Twist, Sphere, Shape, Pure und Straight bei renommierten Wettbewerben Preise ab. Zuletzt zeigte sich der Rat für Formgebung schwer angetan von den im 3D-Druck gefertigten Objekten. Unter dem Motto „Licht und Schatten neu gedacht“ bestechen die zeitlosen Iconic Home Vasen durch eine außergewöhnliche Tiefenwirkung, lobte die Jury. Je nach Lichteinfall und Blickposition des Betrachters verändert sich ihre Optik. Was der Rat Anfang des Jahres in der Kategorie „Excellent Product Design – Home Textiles and Home Accessories” mit dem German Design Award 2025 belohnte. Aber wie kommt man überhaupt auf Vasen – als Architekt? Biographisch war es tatsächlich kein direkter Weg, vielmehr einer der Zufälle und Fügungen. Zu Beginn der 2000er-Jahre, damals noch Student an der HTW Saarbrücken, gründete Nicolas Woll die Firma Designscape Media, mit der er Online-Marketing Projekte realisierte. Schon damals begeisterte sich der Jungunternehmer für den Bauhaus-Stil und puristisches Design. Des Erfolgs wegen und weil es ihm Spaß machte, blieb Woll auch nach seinem Diplomabschluss dem Bereich Online Marketing und E-Commerce treu – und entdeckte die Möglichkeiten der Wandgestaltung mittels selbstklebender Wandfolie. Was zunächst als Nebenbeschäftigung in kleinem Umfang begann, unterstützt von Familie und Freunden, wuchs sich zu einer stattlichen Größe aus. Designscape wurde zum Spezialisten für zierende Ornamente, Pflanzenmotive und Texte, die sich unter dem Begriff Wandtattoos zu einer festen Größe im Bereich der Inneneinrichtung entwickelten. Und Merchweiler immer vorn weg: Mit seinem Online-Shop spielte Woll von Anfang an in der Liga der Marktführer. Mittlerweile zählt die Firma mehr als 500.000 zufriedene Kunden. Die Idee zu Iconic Home entstand quasi nebenbei. „Wir verwenden seit vielen Jahren 3D-Druck zur Fertigung von Sonderteilen“, so Woll, der sich schon zu Studienzeiten mit CAD und 3D-Modellierung befasst hatte. Die Ur-Vase entstand 2023 als Geschenk für seine Frau. Begeistert zeigte sich aber nicht nur die Beschenkte. „Die ist so schön, kann ich auch eine haben“, hörte der kreative Ehemann immer wieder von Bekannten - der Rest ist Geschichte. Heute produziert eine ganze Armada von 3D-Druckern, insgesamt 80 Stück, in dem von Woll selbst konzipierten Firmengebäude, errichtet 2015 auf einer Industriebrache mitten in einem Merchweiler Wohngebiet. Von hier aus gehen Vasen quer durch Europa und sogar nach Übersee. Der bisher wichtigstes Preis bisher dürfte indes der Red Dot Design Awards 2025 sein. Als echtes Schwergewicht in der Branche genießt und generiert er als Qualitätslabel weltweit Anerkennung. Und der nächste Clou deutet sich schon an: Twist und ihre Schwestern sind für den Deutschen Nachhaltigkeitspreis in der Kategorie Produkte nominiert – und das aus gutem Grund: „Eines unserer größten Anliegen war es, auf das ökologische Gleichgewicht zu achten, auch im Kleinen“, spricht Woll für sich und sein 25-köpfiges Team. Das Ausgangsmaterial der Vasen, der Bio-Kunststoff Polylactid, basiert auf nachwachsenden Rohstoffen wie Mais und Zuckerrohr. Gedruckt wird nur auf Bestellung (On-Demand), so dass keine großen Lagerräume und energieintensive Logistik von Nöten sind. Beim Herstellungsprozess selbst werden vom Automat kontinuierlich quasi abfallfrei hauchdünne Schichten aufeinander auf getragen. Bei den kleineren Vasen 980 Schichten, bei den großen 1200. Was seine Zeit braucht: „Die Druck-Dauer variiert zwischen sechs und 16 Stunden“ Pro Stück, versteht sich. Trotzdem rechnet sich das – für den Unternehmer und die Umwelt: „Das additive Verfahren mit 200° C Drucktemperatur auf punktgenau kleiner Stelle ist sehr energiesparend gegenüber der Fertigung von Glas- und Keramikvasen, die Temperaturen von 1000° C benötigt.“ Die Energie kommt aus der firmeneigenen Photovoltaik-Anlage, die weit mehr produziert, als verbraucht wird – solange die Sonne scheint. Ist es bewölkt, wird der Bedarf zu 100 Prozent aus Ökostrom gedeckt. Damit nicht genug, finden für die Versand-Verpackungen ausschließlich nachhaltige Materialien Verwendung. Dank DHL GoGreen kommen die Vasen schließlich klimafreundlich zum Endkunden. Oder erstmal ins Schaufenster – zum Beispiel in Nizza, wo jemand kürzlich die Iconic Home Serie entdeckte. Jetzt im April geht es natürlich nach Mailand, wo sich wie jedes Jahr Designbegeisterte aus aller Welt bei der Milan Design Week die Klinke in die Hand geben. In diesem so kreativen wie innovativen Ambiente dürfen auch die Merchweiler Designvasen nicht fehlen. Sie sind während der Mailänder Designwoche im Flagship Store von Pacini & Cappellini zu sehen. Mit dabei: die noch ganz neue Duftvase. Dafür wurde der exklusive Raumduft „Signature“ mit der Sphere Vase kombiniert.
Man braucht kein Hellseher zu sein, um den Erfolg vorherzusagen. Und wer weiß, vielleicht schafft es auch die Duft-Edition wieder in heilige Gemäuer. Eine Iconic Home Vertreterin steht bereits in der römisch-katholischen Kirche Bad Sauerbrunn. „Die Vase ist noch schöner und eindrucksvoller, als erwartet“, meldete Kundin Gisela Marx zurück. „Sie passt wunderbar in unsere sehr moderne Kirche.“ © WFG