Page 24 - Ausgabe 118 / Juni 2022
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 Das „sündige Dorf“ und seine Gaststätten
Eine interessante Reise durch das frühere Bexbach Teil 1
Walter). Lange wurde der traditionsreiche „Pfälzer Hof“ (Baschab Alfons+Otto, Backes Valentin, Bremer), das spätere „Old Bex- bach“ (F. Matthes) in der Wellesweilerstraße betrieben. Es gab die „Scheen Muddi“ (Eli- sabeth Peters, Schwiegermutter von Hans Leis), eine kleine Lokalität bei der Tankstelle und Autofirma Gebrüder Leis am Zollstock Ende der Wellesweilerstraße und in der
 Bis heute hat sich umgangssprachlich die Bezeichnung „das sündige Dorf“ für Bexbach quer durchs Saarland und in der nahen Pfalz erhalten. Aus ver- schiedenen Aufzeichnungen des 19. Jahrhunderts ist überliefert, dass der aufgrund des vermehrten Steinkohlen- bergbaus seitens des bayerischen Staa- tes (Staatsgrube Mittelbexbach) und/oder privater Betreiber (August Ferdinand Culmann in Frankenholz) er- folgte Bevölkerungszuwachs die „Struk- tur des bisherigen Bauerndorfes“ (Zitat Dr. Ludwig Nieder 1909) stark verän- derte. Junge und ältere Bergleute „ver- geuden ihren Verdienst in Wirtschaften und sorgen für schlimme familiäre Ver- hältnisse“ (Zitat des Ortspfarrers Jo- hannes Storck 1859).
 Die Zahl der Gastwirtschaften stand denen größerer Städte wie Homburg und Neunkir- chen kaum nach. An jeder Ecke befand sich ein Bierlokal. Vor allem in den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts erlebte Bexbach einen Boom, hinzu kamen neue Gastronomiekon- zepte wie Clubs nach amerikanischem Vor- bild. Dazu gehörte u.a. der „Schlossgarten“ in der Maxstraße, auch „Hoch Trepp“ ge- nannt, Inhaberin: Helene Ecker geb. Schulz
rekt auf dem Bergwerksgelände unweit der Schachtanlagen angesiedelt, deshalb auch „Gruwewertschaft“ benannt. Sie existierte schon 1858 und hatte als Vorbau eine mit russischem wilden Wein überwachsene Gar- tenlaube, unter der im Sommer öfters die Bergkapelle Bexbach aufspielte. Das zog vie- le Gäste aus dem nahen „Preußischen” (Wellesweiler, Neunkirchen, Wiebelskirchen usw.) an, weil im bayerischen Mittelbexbach das Bier einen halben Pfennig billiger war. Da sich allerdings die Bayern und die Preu- ßen nicht immer so hold waren, kam es des Öfteren zu Raufereien. Das gehörte wie selbstverständlich zur damaligen „Koexis- tenz“. In ruhigeren Zeiten machten die Bex- bacher ihren Sonntagsausflug mit Kind und Kegel zu „Schmitt-Karls“, wo es die beson- ders begehrten feinen Laugenbrezeln mit Salz und das „Gliggerwasser“ gab. Tatsäch- lich hatten die kleinen Flaschen als luftdich- ten Verschluss eine Glaskugel (Gligger), die zum Ausschenken heruntergedrückt werden musste. Von Richtung Bexbacher Grube zur Grubenstraße war das Lokal von Albert Schulz (Päckelches) angesiedelt, neben dem Anwesen der Familie Conrad auf dem Park- platz vor dem ehemaligen Kraftwerk St. Bar- bara. Diese Häuser stehen nicht mehr, ge- nauso wie das Gasthaus Lauer, das sich Rich- tung Wellesweiler an der heutigen Ecke Streitweg/Industriering befand. Es gab in der oberen Grubenstraße die „ Industrieschän- ke“, auch „Oase“ genannt. Die Pächter hie- ßen Neu und Gabriel. Standort war die ehe- malige „Villa Esswein“ (Wohnhaus von Kom- merzienrat Rudolf Eswein, Mitinhaber des gegenüberliegenden Ziegelwerks). Die Zie- gelei schloss wegen Rohstoffmangel 1962 ( später Fa. Eberspächer). Das Gasthaus „Kur- pfalz“ an der „Kreizschdroohs“ bzw. Dreh- scheibe mit dem großen „Ziegelhüttersaal“ (Betreiber u.a. Esswein, Zentz-Hell, die „Glierich Memm“, Bremer, Schneider, Eder) befand sich nahe der Bahngeleise, die vom Bexbacher Bahnhof Richtung Grube führten (Luitpoldbahn). Das Gebäude aus der Ju- gendstilzeit steht noch, der Saal wurde in den 70er Jahren abgerissen. Während des Krieges waren darin französische, russische und ukrainische Kriegsgefangene unterge- bracht, die in der Ziegelei als Zwangsarbeiter eingesetzt waren. Die Geleise zum ehema- ligen Falzziegelwerk wurden erst kürzlich demontiert, die imposanten Werksgebäude abgerissen. Sie machen einem Wohngebiet Platz.
„Frischer Wind“ hieß das Lokal mit Kegel- bahn in der Eberfurterstraße (Beck, Braß,
Stammtisch in den 20er Jahren im Gasthaus Eisel Bildmitte: Kommerzienrat Eswein
„Lang Fuhr“, der heutigen Susannastraße die „Grüne Laterne“ (Wagmann), die Weinstube „Susanne“ sowie die „Bergschänke“, später umbenannt in „Zum alten Fritz“ (Lensch Fritz+Brigitte) gefolgt vom „Goldenen Stern“ in der Bahnhofstraße. Inhaber war der kurz- zeitige kommunistische Nachkriegsbürger- meister und spätere „Mülltonnenausbrecher“ Karl Klein, gefolgt von Berta Mauß) in der Bahnhofstraße. Die Bahnhofswirtschaft führ- te um die Jahrhundertwende der Gastronom Hans, später Malik. Bekannt weit und breit war jedoch eine der kleinsten Lokalitäten, das berühmte „Budche“ (Eigentümerin M. Klein, Pächter Neumann Kättche und Tochter Doris, I.+G. Buljabasic), sowie das Posthorn (Kirsch, Kaster L., Ebel Wolfgang, Schirra).
Das Gasthaus Eisel mit Saal und Gesellschaftszimmern
Im Untergeschoss führte „de Loui“ Gabriel ein für seine Toleranz gegenüber sexuellen Minderheiten bekanntes Lokal samt Kegel- bahn. Auch der „Kennedy“ (Ewald Lang) war
  Ehemaliges Gasthaus und Metzgerei Klein
oder Stripbars wie die „Lido-Bar“ in der Gru- benstraße und der „Kings-Club“ zunächst als gediegene Bar (Frau Meinerzag „die Zag- gen“), später Einsiedler in der Rathaus-Ecke Johannesstraße (heute: Johannes-Bossung- Straße). Nachstehend werden die bekann- testen Gasthäuser, Wirtschaften, Cafés und Vereinslokale von Bexbach aufgeführt. Es besteht kein Anspruch auf Vollständigkeit, was die Betreiber, Mieter oder Pächter an- geht. Hier herrschte große Fluktuation und erschwert genauere Angaben.
Grubenwirt und Ökonom Ludwig Poller sen. (später L. Poller jun., Blaser Nik.,Schmitt Karl, Planz Nickel) war mit seinem Lokal di-
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