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gen. Es bleiben nicht heilbare Wunden durch einen Krieg, der zu nichts Gutem führt, nichts wert ist und doch einen hohen Preis hat.“ Hauptredner der Gedenkveranstaltung war Prof. Herbert Jochum. Er bezeichnete den Völkermord der Nationalsozialisten als „Zi- vilisationsbruch mit Leichenbergen, wie ihn die Welt noch nicht gesehen hat.“ Die Aus- löschung jüdischen Lebens im Deutschen Reich sei von den Deutschen nie als Verlust, geschweige denn als Selbstamputation emp- funden worden.
„eine Gedenkveranstaltung wie heute“ auch in der Synagoge stattfinden könne. Weiterhin trugen zwei Konfirmandinnen aus Bruch- hof/Sanddorf Textstellen aus einem zeitge- nössischen jüdischen Roman zum Thema „orthodoxer Alltag“ vor. Doris Jacobs, die Sprecherin des Bündnisses „Homburg – viel- fältig statt einfältig“, widmete sich in ihrem Redebeitrag den Menschen, die Opfer wer- den von diktatorischen Systemen und ver- ächtlichen Eigenschaften wie „Gewinnstre- ben auf Kosten anderer“. Sie forderte Wach- samkeit „vor dem Gift der Verführung“, der Karriere willen die eigene Seele zu verkaufen und Mitmenschen zu schaden. Jeder einzelne müsse einen Beitrag für ein friedliches Mitein- ander leisten. Anschließend trugen Schülerin- nen und Schüler des Saarpfalz-Gymnasiums sehr ergreifende, kritische und zum Nachden- ken anspornende Gedichte vor, die sie unter Anleitung ihres Lehrers Eberhard Jung selbst verfasst hatten. Es ging darin um den demüti- genden und brutalen Umgang gegenüber Ju- den in der Reichspogromnacht aus der Sicht der Betroffenen. Des Weiteren gaben die Ju- gendlichen den Opfern eine Identität, indem sie auf Anne Frank und Alex Deutsch eingingen und beschrieben, wie sie unter den juden- feindlichen Maßnahmen und der Vernichtungs- politik der Nazis litten. Ihr Aufenthalt in Kon- zentrationslagern, ihre Entwürdigung als Num- mer, das Dasein als billige Arbeitssklaven, ihre Todesangst und ihre gebrochenen Herzen wur- den thematisiert. Mit großer Betroffenheit stell- ten sie fest, dass heutzutage Antisemitismus (Ju- denfeindschaft) weltweit beängstigend zunimmt und religiöse Hetze, Fanatismus und Terro- rismus uns täglich begegnen. Albert Schweitzers Forderung nach „Ehrfurcht vor dem Leben“ ha-
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be sich immer noch nicht durchgesetzt. Mit kritischem Blick auf Deutschland und die EU verwiesen sie auf die gegenwärtige Praxis der millionenfachen Vernichtung von männlichen Küken aus Profitgründen („Barbarisches Kalkül der Massentierhaltung!“). Die Begrifflichkeit aus den nationalsozialistischen Konzentrationsla- gern tauche dabei wieder auf:
Die männlichen Küken werden „selektiert“,
Zeichnung zur Reichspogromnacht 1938, an- gefertigt von Nadja Langguth (8c) aus der AG Geschichte des Saarpfalz-Gymnasiums
weil sie keine Eier legen können, und am Tag ihrer Geburt „vergast“ oder von Maschinen brutal geschreddert.
Musikalisch umrahmt wurde die sehr gut besuchte Veranstaltung durch die Musikgruppe „Mit Herzen, Mund und Händen“. Im Anschluss daran fand ein Schweigemarsch zur ehemaligen Syn- agoge statt, wo Oberbürgermeister Rüdiger Schneidewind – wie in den Vorjahren – nachdenkliche Worte zum Ausklang fand und sich bei allen Be-
     Collage von Christin Alagnon aus dem Grundkurs Geschichte 12 von Eberhard Jung zur Reichspogromnacht
Er hob hervor, dass in den 50er Jahren „eine Erinnerungsverweigerung“ stattfand. Der Wiederaufbau und das Verdrängen seien wichtiger gewesen als Erinnerungskultur „mit dem Büßerhemd“. Er lobte, dass in Homburg demnächst ein „Miteinander-Preis“ ausge- schrieben werde, der dem Vermächtnis des Auschwitz-Überlebenden Alex Deutsch (1913-2011) entspreche, dessen Witwe Doris Deutsch sich unter den Ehrengästen befand.
teiligten bedankte.
Eberhard Jung
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SD 1411
        Tobias Hoffmann (6a) aus der AG Geschichte des Saarpfalz-Gymnasiums
Zugleich sprach er den Wunsch aus, dass fi- nanzielle Mittel zur Verfügung gestellt wer- den, um die Ruine der ehemaligen Hom- burger Synagoge zu einer Stätte der Erinne- rung und Begegnung umzuwandeln, damit
Ein Betrieb der
66538 Neunkirchen
Betzenhölle 28 · Tel.: 06821/984-0
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