Page 36 - Ausgabe 111 / November 2021
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 „Hier stehe ich, ich kann nicht anders!“
Martin Luther als Vorbild für Zivilcourage und Standhaftigkeit
Eisleben (heute Sachsen-Anhalt) geboren und gilt – trotz einiger Verfehlungen, zum Beispiel im Umgang mit Frauen und Juden – den Schüler(inne)n als Vorbild für Zivil-
  In den Schulen kennt ihn fast jeder: Martin Luther. Er gehört zu den be- deutendsten Deutschen und wir- kungsreichsten Personen der Weltge- schichte. Eine demonstrative Äuße- rung, die ihm zugeschrieben wird, machte ihn berühmt: „Hier stehe ich, ich kann nicht anders! Gott helfe mir. Amen.“
Vor 500 Jahren soll er das gesagt haben: am 18. April 1521 auf dem Wormser Reichstag. Mit Gottvertrauen und hohem Selbstbe- wusstsein versuchte er als Theologe zeitle- bens, über seine Gegner und schwere Schicksalsschläge – wie Todesfälle, Krank- heiten und Pest – zu triumphieren. Eines sei- ner bekanntesten Kirchenlieder gibt darüber Auskunft: „Ein feste Burg ist unser Gott, / ein gute Wehr und Waffen. / Er hilft uns frei aus aller Not, / die uns jetzt hat betroffen. (...) // Und wenn die Welt voll Teufel wär / und wollt uns gar verschlingen, / so fürchten wir uns nicht so sehr, / es soll uns doch gelingen (...).“ In der AG Geschichte des Saarpfalz- Gymnasiums stand der protestantische Re- formator über zwei Jahrzehnte immer mal wieder im Zentrum der Betrachtung, ganz
17 Appelle, die „im Zeitalter der Globalisie- rung, weltweiter Aggressionen, zwischen- menschlicher Probleme und notwendiger Klimaschutzbemühungen“ sich nicht vorran- gig mit theologischen Problemen befassen, sondern „auf ein friedliches und respektvol- les Zusammenleben aller Bewohner unseres einzigartigen Planeten“ zielen.
Während der nationalsozialistischen Dikta- tur (1933 – 1945), als Menschenrechte brutal missachtet wurden, hätte man sich mehr Wi- derstandskämpfer mit Luthers mutiger Be- harrlichkeit und Durchsetzungsvermögen ge- wünscht. Deshalb haben sich die Jugendli- chen oft im Zusammenhang mit der Ge- denkveranstaltung zur Reichspogromnacht am 9. November auch mit dem Kirchenre- former auseinandergesetzt: Luther als Im- pulsgeber zum Widerstand gegen Macht- missbrauch, aber auch als Wegbereiter des nationalsozialistischen Antisemitismus.
Der profilierte Theologe und frühneuzeitliche Medienstar ist am 10. November 1483 in
Luther zerknüllt auf dem Denkmal in seiner Geburtsstadt Eisleben (Sachsen-Anhalt) die Bannbulle von Papst Leo X., beruft sich auf die Bibel als Glaubens- grundlage und unter- gräbt demonstrativ die Autorität des Papstes
courage und Stand- haftigkeit gegen- über den Mächti- gen. Mutig hatte er sich sowohl dem profitgierigen Papst als auch dem mit penetranter Staats- räson kühl berech- nenden Kaiser wi- dersetzt. Der Habs- burger-Monarch Karl V., das Ober- haupt des Heiligen Römischen Rei- ches, eines Weltrei- ches, in dem die Sonne nie unter- ging, war ein jun-
ger, kluger Machtpolitiker mit globalen In- teressen. In dem Reformator sah er einen Unruhestifter, der im Begriff war, mit seinen reformatorischen Thesen, seiner Papst- und Kirchenkritik das einigende Band der Habs- burger-Monarchie zu zerstören. In der zeit-
 besonders im No- vember, seinem Geburtsmonat. Er war der Protagonist von einem der be- liebtesten Themen der Jugendlichen, dem Zeitalter der Reformation, das am 31. Oktober 1517 mit dem an- geblichen Thesen- anschlag an der Schlosskirche zu Wittenberg begann und 1555 mit dem Augsburger Religi- onsfrieden und der
Die Arbeitsgemeinschaft Geschichte des Saarpfalz-Gymnasiums befasste sich 2017 anlässlich des 500. Jahrestags des Thesenanschlags intensiv mit dem Reformationszeitalter (v.l. Laurin Seichter, Jasmin Martin, Malek Al Kadah, Geschichtslehrer Eberhard Jung als AG-Leiter, Cecilia Klein, Johannes Göddel und Jörn Wagner)
 Luther-Porträt auf der Außenfassade der Marktkirche St. Marien in Halle (Sachsen-An- halt), in welcher der Re- formator 1545/46 selbst gepredigt hatte
     offiziellen Anerkennung der protestantischen Lehre endete. Zum 500. Jahrestag des The- senanschlags verfassten die hochmotivierten Schüler(innen), von Luther inspiriert, 17 The- sen für die Gegenwart – unter dem Motto „Frieden und Freiheit für alle Menschen“. Anlässlich der Gedenkveranstaltung zur Reichspogromnacht (1938) wurden sie auf zwei Plakaten am 9. November 2017 von ihnen am Eingangsportal der Evangelischen Stadtkirche in Homburg aufgehängt. Es sind
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