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nicht vollends verschwunden. Obwohl Ber- lin wahrhaftig keine Karnevalshochburg ist, feiert man zum Beispiel am 11.11. mitten im Zentrum auch den Faschingsbeginn, so zum Beispiel in der kölschen Gaststätte „Gaffel-Haus Berlin“, das sich scherzhaft als „Kölsches Konsulat“ bezeichnet. Anders als das Fest der rheinischen Narren verläuft der „Karneval der Kulturen“, ein viertägiges in- terkulturelles Straßenfest in Berlin, das all- jährlich an Pfingsten im Stadtteil Kreuzberg gefeiert wird.
Nach den enormen Zerstörungen im Zwei-
Vorderseite des Roten Rathauses
ten Weltkrieg entstand im Nikolaiviertel eine städtebaulich interessante Synthese aus re- konstruierten historischen Gebäuden und modernen Geschäfts- und Wohnhäusern. Am Nikolaikirchplatz wohnte von 1752- 1755 der Schriftsteller Gotthold Ephraim Les- sing, der hier sein Lustspiel „Minna von Barnhelm“ schrieb. Ebenso befindet sich dort auch die traditionsreiche Gaststätte „Zum Paddenwirt“. Ihr Motto lautet: „Hier geht das
Seitenansicht des Roten Rathauses mit Terra- kottareliefs, die Szenen aus der Berliner Ge- schichte darstellen
Essen nicht vom Band, wir kochen noch mit Herz und Hand.“ Man serviert deftige Haus- mannskost in einem holzgetäfelten Speise- raum oder im großen Biergarten. Der Name des Restaurants geht auf eine alte Geschichte zurück. Die Paddenwirt-Chronik erzählt über einen Unfall, der sich wohl zu Beginn des 19. Jahrhunderts zugetragen hat: „Vor langer
Zeit eine Kneipe am Spreeufer stand. Die Waren bewegte man über den Wasserweg und noch per Hand. Auch Fässer voll Bier wurden so transportiert. Es ward Vorsicht ge- boten, dass keins explodiert. Als dieses nun
Der imposante Neptunbrunnen vor dem Roten Rathaus
doch einmal geschah, waren plötzlich tau- send Kröten da. Sie labten sich am Gersten- saft und quakten dazu mit ganzer Kraft.“ Da die Berliner die Kröten „Padden“ nannten, entstand der Name „Paddenwirt“. Nur we- nige Schritte weiter befindet sich die Eier- gasse, Berlins kürzeste Straße, die sich über nur sechzehn Meter erstreckt. Ihr Name ist so traditionsreich wie das Nikolaiviertel selbst. Schon im Mittelalter wurden hier Eier verkauft. Seit dem Mauerfall ist die Eiergasse ein Touristenmagnet.
Das Berliner Denkmal von Karl Marx (sitzend) und Friedrich Engels (stehend)
Südöstlich vom Nikolaiviertel befindet sich Berlins ältester Markt, der Molkenmarkt. Sein Name stammt von den Mollen, d.h. Mühlen, am Mühlendamm. Hier befanden sich im Mittelalter die ersten Ansiedlungen und das erste Rathaus. Dort war auch der älteste Flussübergang (Mühlendamm) über die Spree, der die beiden Städte Cölln und Berlin miteinander verband. Das älteste Berliner
Rathaus soll schon im 13. Jahrhundert exis- tiert haben. Im 16. Jahrhundert hat man eine Gerichtsstube und Folterkammer hinzuge- fügt. Weil es bei Hinrichtungen oft zu Ver- kehrsbeeinträchtigungen kam, hat man im 17. Jahrhundert die Richtstätte an einen an- deren Ort verlegt. Eine der spektakulärsten Hinrichtungen in Berlin der frühen Neuzeit
„Der Bruderkuss“ zwischen Erich Honecker und Leonid Breschnew ist das bekannteste Mauergemälde der East Side Gallery
war die von Hans Kohlhase am 22. März 1540. Er war Bürger und Kaufmann in Cölln an der Spree und verübte nach erlittenem Unrecht Selbstjustiz. Schließlich wurde er dafür hingerichtet. Der Schriftsteller Heinrich von Kleist setzte ihm ein literarisches Denk- mal in seiner Novelle „Michael Kohlhaas“. Im 19. Jahrhundert war ein Rathaus-Neubau
Parodie des Bruderkusses auf einem Wandge- mälde der Gaststätte „Curry 61“ in der Ora- nienburger Straße
erforderlich, der in der Nähe errichtet wurde: das sogenannte Rote Rathaus. Die beeindru- ckende Terrakotta-Verkleidung gab ihm sei- nen Namen. Das Rathaus wurde durch die Luftangriffe 1945 erheblich zerstört und im Folgejahrzehnt von der Regierung der DDR
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