Auf den Spuren des Neunkircher Tierbrunnens
Rückkehr in die Kreisstadt vor zwei Jahrzehnten
Am Oberen Markt steht er, auf dem Platz vor dem ehemaligen Burgtheater, der Karcher Tierbrunnen. Eigentlich ist es eine Replik des „Trink-Brunnen für Menschen, Pferde, Hunde und Vögel“ (so lautet die Beschreibung der Aerzener Maschinenfabrik Adolph Meyer, die den Brunnen herstellte), die im Jahr 2005 dem Original folgte, welches in den Kriegsjahren des 2. Weltkrieges verschwand.
Ein Auszug aus der Saar- und Blieszeitung, Neunkirchen vom 21. Juni 1905 beschreibt den Tierbrunnen am Oberen Markt: „Der von Herrn Rittmeister a. D. Karcher gestiftete Tierbrunnen ist nunmehr fertiggestellt und dem Betriebe übergeben. An einer ionisch gehaltenen Säule ist ein ziemlich breites Wasserbecken befestigt, in das vier Wasserspier ihre Strahlen ergießen. Die Säule ist mit vier Pferdeköpfen gekrönt, über denen zwei Tauben schweben. Ein kleineres Becken befindet sich zu ebender Erde. Vier an der Säule befestigte Löwenköpfe sind eifrig beschäftigt, das kleine Becken mit Wasser zu versorgen, um durstigen Hunden und anderen kleinen Tieren Labung zu schenken. Eine Tafel enthält die Widmung „Der Gemeinde Neunkirchen gestiftet von Karcher 1905“. Strategisch war der Platz des Brunnens am Oberen Markt gut gewählt, denn die Fuhrwerke mit den Pferden mussten den steilen Hüttenberg erklimmen und so zogen die Gäule gelockt durch den Geruch des köstlichen Nass noch einmal stärker die letzten Meter den Berg hinauf zum Brunnen. 1936 wurde der Brunnen im Zuge der Umgestaltung des Oberen Marktes auf die Scheib versetzt, hier stand er zwischen der Zweibrücker- und Scheibstraße, fast an der gleichen Stelle, an der heute der Willkommensstein mit dem Wasserturm steht. Mitten im 2. Weltkrieg fiel er dann, wie so vieles, einer Metallsammlung zum Opfer. Der Neunkircher Historiker Horst Schwenk wurde auf den Brunnen aufmerksam als er 1978 auf eine Notiz mit einer einfachen Zeichnung stieß: „Dieser gusseiserne Tierbrunnen stand einmal an der Ecke Oberer Markt/Kriershof.“ Autor war der Heimatforscher Bernhard Krajewski und erschienen war die Notiz in der Nr. 3 der vom Neunkircher Verkehrsverein herausgegebenen Broschüre „Neunkircher Hefte“. Der Gedanke an den Brunnen ließ Schenk keine Ruhe und so begann er seine Nachforschungen, bei denen er unter anderem erfuhr, dass der Brunnen wohl beim einem Offenbacher Schrotthändler landete. Der Neunkircher Architekt Birtel setzte Schwenk auf die Fährte des hessischen Hofguts Neuhof, wo ein solcher Tierbrunnen stand. Mit viel Überzeugungskraft und Hartnäckigkeit überzeugte Horst Schwenk den damaligen Oberbürgermeister der Kreisstadt Neunkirchen Fritz Decker nach Dreieich-Götzenheim zum Hofgut zu fahren und zu versuchen den Brunnen zurückzukaufen. Gemeinsam mit dem SZ-Redakteur Gerd Meiser machte man sich auf den Weg, leider ohne den gewünschten Erfolg zu erzielen. Doch es sollte wieder ein Trink-Brunnen für Menschen, Pferde, Hunde und Vögel in Neunkirchen stehen und an die Gabe des Rittmeisters a. D. Paul Karcher erinnern. Es wurde ein Förderverein zur Beschaffung einer Neuauflage des Brunnens gegründet und mit der Unterstützung des Oberbürgermeisters Decker, der unermüdlichen Recherche von Horst Schwenk und den Gaben der Neunkircher:innen konnte bei der Gießerei Kraas eine Replik des Karcher Tierbrunnens geschaffen werden. Am 20. Juni 2005 fand diese ihren Platz auf dem Oberen Markt/Synagogenplatz, dort steht der Karcher Tierbrunnen heute noch.
Eine ausführliche Berichterstattung „Auf den Spuren des Neunkircher Tierbrunnens“ können Sie bei dem Vortrag mit Horst Schwenk am Mittwoch, 4. Juni um 19 Uhr im VHS-Zentrum im KULT. Kulturzentrum, Marienstraße 2 erleben.