Zum Gedenken Letzter Teil
Schreckenstage in Neunkirchen als der Gasometer explodierte
Mit diesem Teil endet die Reihe über die Gasometerexplosion in Neunkirchen. Aus Versehen wurde in der letzten Ausgabe angegeben, dass es sich um Teil 10 handelte, dies bitten wir zu entschuldigen.
Fritz Kühner: Den Opfern der Arbeit
Was ist der Mensch? Was all sein Schaffen?
Was nutzt sein Gieren und Erraffen was hilft ihm, was er schuf, erdacht?
Gefällt es einer höheren Macht, dann ist im Bruchteil von Sekunden der Mensch, samt seinem Werk verschwunden, ist hin und fort, wie Rauch und Schall.
All!
Im Augenblick noch blühend Leben- ein frohes Hoffen, Streben, Harmonisches Beisammensein, gewohntes Tun bei Groß und Klein.
Noch sorglos heitres Kinderlachen da, plötzlich, unvermittelt, Krachen ein Feuerschein, ein Blitz, ein Knall.
All!
Wo eben Werk und Häuser standen, sind wüste Trümmer noch vorhanden.
Was alles liebevoll umhegt, wie Spreu im Wind hinweggefegt. Die dort gelebt, gewirket haben, erschlagen, unter Schutt begraben und rundum Fetzen von Metall. All!
So manche, die nach ihren Plänen sich schon unüberwindlich wähnen und sich, gestützt auf Macht und Geld gerieren als die Herrn der Welt,
sie müssten sich in solchen Tagen der Heimsuchung von selber sagen: Wie schnell geht es in solchem Fall!
All!
Die gern auf andrer Rücken Tanzen, sich hinter Stein und Erz verschanzen, mit allen Sinnen drauf bedacht,
wie sie noch mehren ihre Macht, wie würden sie auch einst erzittern, wenn Fels und Eisenpanzer splittern, wie Federspiel sind Wehr und Wall?
All!
Muss solches Unglück erst geschehen, damit die Menschen es verstehen, dass sie doch, wie ein Blatt im Wind, ohnmächtige Geschöpfe sind?
Dass sich die Armen, wie die Reichen, am Ende, wie am Anfang gleichen, ob hier im Schloss, ob dort im Stall
All!
Aus Fritz Kühner: Saarbrigger Herzdriggerte, Lieder und Gedichte zum Saarkampf, Saarbrücken, Hofer 1934
Zu Fritz Kühner schreibt Bernd Loch im „Neunkircher Stadtbuch“, 2005, Seite 290 folgendes: Fritz Kühner geb. 22. Mai 1876 nimmt in seinem Gedicht „Den Opfern der Arbeit“ inhaltlich Bezug auf die Gasometerexplosion in Neunkirchen, auch wenn der Name der Stadt und das Ereignis nicht ausdrücklich genannt werden. Der Autor war Herausgeber der „Saargroßstadtbrille“ und Mitbegründer der „Saar-Chronik“. Das in der Tradition expressionistischer Lyrik stehende Gedicht thematisiert die Ohnmacht des Menschen angesichts der technischen Dimension und der daraus erwachsenden Katastrophen. Es besteht aus sechs Strophen zu jeweils acht Zeilen mit Paarreimbildung, wobei die letzte Zeile immer dasselbe einsilbige Wort enthält und die letzten beiden Zeilen jeder Strophe denselben Paarreim aufweisen. Die erste und letzte Strophe bildet den Rahmen, in denen der Mensch bzw. die Menschen genannt werden, von deren technischen Errungenschaften und den Umstürzen in die Katastrophe das Gedicht handelt.
Quellenangabe:
Schreckenstage der Stadt Neunkirchen
Die Gasometerexplosion auf dem Neunkircher Eisenwerk Gesammelte Bildberichte nach den Aufzeichnungen der
„Neunkircher Zeitung“
Druck und Verlag der Neunkircher Zeitung; 1933
Gutachten über die Entstehung und die Schuldfrage der Explosion des Gasbehälters des Neunkircher Eisenwerkes in Neunkirchen am 10. Februar 1933
Erstattet durch Gewerberat Jacobi, Saarbrücken; 1933
Saarbrücker Zeitung 10. Februar 1993 Gerd Meiser,
Der Tag an dem in Neunkirchen die Erde aufzubrechen drohte
Historischer Verein Stadt Neunkirchen Vortragsreihe Heft 3 / 2003
Wolfgang Melnyk
Vor 70 Jahren - Gasometerexplosion in Neunkirchen - Briefmarken erinnern an den „Schwarzen Freitag 1933“
Neunkircher Stadtbuch 2005, Reiner Knauf und Christof Trepesch Bernd Loch, Gasometerexplosion
Die Neunkircher Explosionskatastrophe Hermann Rosprich
Saar- und Blieszeitung
Neunkirchen Ludwig Bruch
Gebr. Hofer, Saarbrücken
Wir bedanken uns bei Paul Bohlen, Günter Haab, Guido Jung, Klaus Lieblang, Reiner Schmidt und Lothar Spengler für die zahlreich überlassenen Zeichnungen, Fotos, Ansichtskarten, Zeitungsberichte und die interessanten Hinweise zum Thema Gasometerunglück
Ende
Ein Bericht von Wolfgang Melnyk / Horst Schwenk