Eintauchen in die Demokratiegeschichte
Exkursionsgruppe unterwegs auf den Spuren der Freischärler
Einen Ausflug zurück in die Zeit vor 175 Jahren, als sich die Region mittendrin in der „Pfälzischen Revolution“ befand, erlebte eine Reisegruppe, die aktuell auf den Spuren der Demokratiegeschichte unterwegs ist, inmitten der Kreisstadt.
„Es war wohl eine recht sonderbare Situation. In Homburg mit seinen damals knapp 3000 Einwohnern hielten sich 1500 verwegene bis seltsame Freischärler auf und prägten mit ihren Heckerhüten, Sensen und vereinzelten Gewehren die Szenerie“, führte Martin Baus, der Geschäftsführer der Siebenpfeiffer-Stiftung im Homburger Landratsamt, den über 20 Teilnehmenden nicht nur den dramatischen Ablauf der Geschehnisse im Juni 1849 vor Augen. Der Freiheitsbrunnen am Rondell bot zudem die Kulisse, um auch über den widerspenstigen „Landcommissär“ Philipp Jakob Siebenpfeiffer zu berichten. Dessen Ende 1830 öffentlich vorgetragene Kritik am bayerischen König Ludwig I. habe am Anfang jener Bewegung gestanden, die schließlich im Hambacher Fest, der größten Demonstration für Freiheit und Demokratie im 19. Jahrhundert, ihren Höhepunkt fand.
Landrat Dr. Theophil Gallo empfing gerne die wissbegierige Exkursionsgruppe am Freiheitsbrunnen. Der Vorsitzende der Siebenpfeiffer-Stiftung betonte hier ebenfalls die historische Bedeutung von Homburg und Umgebung für die Entwicklung der heutigen Freiheit. „Ich freue mich sehr, dass Sie Interesse bekunden an unserer geschichtsträchtigen Kreisstadt, wo die Wiege der deutschen Demokratie stand, und Sie Ihre Eindrücke und Erlebnisse schließlich weitergeben können. Das unterstreicht zum einen die notwendige Pflege unserer Erinnerungskultur und verankert zum anderen die Bedeutung der Demokratieentstehung in der Gegenwart. Das ist gerade auch im Hinblick auf das gesellschaftliche und politische Handeln der jüngeren Generation von großer Bedeutung“, sagte der Landrat.
Dem Organisator und Leiter der Tour, Thomas Handrich, überreichte der Landrat ein Exemplar seiner Doktorarbeit, die in der Schriftenreihe der Siebenpfeiffer-Stiftung als dritter Band herausgegeben wurde. Untersucht werden darin die rechtshistorischen Aspekte jenes Verfahrens, bei dem die Redner des Hambacher Festes, allen voran Siebenpfeiffer und Wirth, im Sommer 1833 in Landau vor Gericht standen. Im Gegenzug nahm der Landrat aus den Händen von Thomas Handrich dessen brandneues Buch „Erinnerungsorte zur Geschichte der Demokratie – Auf den Spuren der Demokratiebewegung in Rheinhessen und der Pfalz“ entgegen. Homburg ist darin als einziger Ort außerhalb von Rheinland-Pfalz vertreten. „Das verdeutlicht, welche zentrale Bedeutung die Stadt in dieser Hinsicht einnimmt“, bekräftigte der Autor. Ausführlich schildert er in dem 380 Seiten zählenden Buch die Ereignisse und beleuchtet die „Gedenkorte“ wie auch die „Erinnerungskultur“ in Homburg.
Dass mit dem Einmarsch des preußischen Militärs am 13. Juni 1849 das Ende der Revolution in der Pfalz seinen Anfang nahm, gehörte mit zu den Informationen, die von den Gästen mitgenommen wurde. Nach einem Gefecht in Homburg flohen die Revolutionäre über Zweibrücken nach Pirmasens. Eigentlich sollte – historisch ganz authentisch – noch eine Fahrt auf der ebenfalls just 175 Jahre alten Ludwigseisenbahn zwischen Bexbach und Homburg den Besuch komplettieren. Dieser Programmpunkt fiel allerdings „flach“: Die Bahn hatte Verspätung. © Saarpfalz-Kreis