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Die deutsch-polnischen Beziehungen im Fokus

Wissenschaftliches Kolloquium der Siebenpfeiffer-Stiftung

„Deutsch-polnische Beziehungen im Langen 19. Jahrhundert im Kontext der südwestdeutschen Geschichte“ lautete das Thema des wissenschaftlichen Kolloquiums, das von der Siebenpfeiffer-Stiftung veranstaltet wurde. 

Unter der Leitung von Prof. Dr. Wilhelm Kreutz, Vorsitzender der Hambach-Gesellschaft für historische Forschung und politische Bildung e.V. und Lehrstuhl-Inhaber am Historischen Institut der Universität Mannheim, wurden von Forschenden unterschiedlicher Disziplinen Aspekte und Entwicklungen diskutiert, die das deutsch-polnische Verhältnis in historischer wie aktueller Perspektive beleuchteten. Schauplatz der Tagung war über zwei Tage hinweg der Parlamentarische Trakt des Homburger Forums. Die Germanistin Gabriela Brudzynska-Nemec (Dresden) erläuterte die große Solidarität, die polnischen Freiheitskämpfern zu Beginn der 1830er-Jahre auch in Homburg entgegengebracht worden war. So waren während des polnischen Aufstandes gegen Russland in großem Stil Spenden zur Unterstützung gesammelt worden. Und als die vertriebenen bzw. ausgewiesenen Akteure auf festgelegten Routen in ihr Exil in Frankreich zogen, wurden ihnen in der Region rauschende Empfänge bereitet. Etwas kritischer betrachtete Prof. Dr. Peter Oliver Loew, der Direktor des Deutschen Polen-Instituts, Darmstadt, die „Polenbegeisterung“ auf dem Hambacher Fest 1832. Auch wenn Vertreter der polnischen Freiheitsbewegung mit dabei waren und mit der deutschen Trikolore auch die polnische Fahne gehisst wurde, so sei dieser Enthusiasmus der Polen von der Hambacher Bewegung doch auch instrumentalisiert worden, um eigene Ziele zu verfolgen. Gleichwohl sei diese „Teilnahme der Polen“ als Symbol für das Streben nach dem „Europa der demokratischen Nationalstaaten“ zu interpretieren. Wolfgang Obermaier, Geschichtslehrer aus Hannover, setzte sich mit dem „Polenbild“ auseinander, das die Debatte im ersten frei gewählten Parlament in der Frankfurter Paulskirche 1848/49 bestimmte. Er zitierte aus Reden, in denen die chauvinistische Einstellung gegenüber Polen vor allem in Preußen deutlich wurde. Sein Fazit: „Die Ideologie der Nazis, die dem deutschen Herrenmenschen die angeblich minderwertigen Polen gegenüberstellte, wird bereits in dieser Zeit geformt.“ Dr. Jürgen Dick, Historiker aus Bruchsal, zeichnete den Verlauf der Aufstände in der Pfalz und Baden im Mai und Juni 1849 nach. Bei dieser auch militärisch geführten Auseinandersetzung spielten polnische Offiziere als Kommandeure der demokratisch gesinnten Freischärler eine wichtige Rolle. Letztlich erwiesen sich aber alle Anstrengungen gegen hochgerüstetes preußisches Militär als chancenlos. Prof. Dr. Klaus Ziemer, Direktor i. R. des Deutschen Historischen Instituts in Warschau, sprach über die innenpolitische Situation in Polen ein Jahr nach den Parlamentswahlen von 2023 und die deutsch-polnischen Beziehungen aktuell. Dabei verdeutlichte er, wie intensiv die PiS-Partei, die Polen zwischen 2015 und 2023 regierte und vor allem den Abbau demokratischer Institutionen und Strukturen betrieb. Dr. Theophil Gallo, Landrat des Saarpfalz-Kreises, Vorsitzender sowohl der Stiftung als auch der Deutsch-Polnischen Gesellschaft Saar, referierte über die Notwendigkeit und Wirkung der kommunalen Partnerschaften, die der Saarpfalz-Kreis mit Regionen in Polen und auch in der Ukraine unterhält. Sie helfen, die Beziehungen auf anderer Ebene zu unterstützen und zu vertiefen. Er betonte zudem den Wert der seit Jahren bestehenden Schulpartnerschaften, die über Spohns Haus und den Verein Begegnungen auf der Grenze gepflegt werden. „Die beständigen Kontakte, die im Sinne des Weimarer Dreiecks ausgebaut und mit der Ukraine zusammen in ein ‚Weimarer Dreieck 2.0‘ münden müssten, können für alle Seiten nur förderlich sein. Angesichts der aktuellen Entwicklungen um uns herum sollten wir unbedingt mehr auf den Rat unserer osteuropäischen Partner hören. Wir Deutschen müssen die Polen, die uns gegenüber sehr aufgeschlossen sind, besser verstehen lernen, wir wissen zu wenig über Polens Schicksal und über das, was die Menschen in Polen umtreibt. Ich gehe sogar so weit, dass wir in Zukunft die Freunde in Polen und in der Ukraine mehr brauchen als wir ahnen, dass wir sogar auf sie angewiesen sein werden. Aktuell versuchen in Deutschland interessierte Kreise, die Situation in der Ukraine und die damit für Deutschland und Europa verbundenen Risiken herunter zu spielen. Die Resilienz unserer osteuropäischen Partner ist dagegen unsere Chance“, betonte er abschließend. 

Die Rahmen des Kolloquiums vorgetragenen Referate werden, in überarbeiteter und erweiterter Fassung, als Band 13 in der Reihe „Schriften der Siebenpfeiffer-Stiftung“ veröffentlicht. © Saarpflaz-Kreis

Schenk, Silvia
23. Okt 2024