Pflege neu definiert
Wichtige Weiterentwicklung auch für die Pflege am UKS
Was ist eigentlich Pflege? Was sind die zentralen Aufgaben einer Pflegefachkraft? Der Internationale Pflegerat hat in diesem Jahr neue Definitionen vorgestellt.
Sie sollen die zeitgemäßen Entwicklungen der Pflegepraxis widerspiegeln und aktuelle Herausforderungen sowie gesellschaftliche Gegebenheiten mit aufgreifen. Auch für die rund 3.000 Mitarbeitenden des Universitätsklinikums des Saarlandes (UKS) im Bereich Pflege sind die Neudefinitionen eine wichtige Weiterentwicklung. Die Definitionen sollen das Selbstverständnis und die gesellschaftliche Anerkennung des Berufsstandes stärken. Dabei verdeutlichen sie nicht nur die vielfältigen Leistungen im Berufsfeld, sondern zeigen zudem, warum eine weitere Anerkennung der Professionalisierung dringend notwendig ist.
Weltweit gibt es etwa 29 Millionen Pflegefachkräfte. Der Internationale Pflegerat (International Council of Nurses – ICN) ist ein Zusammenschluss von über 130 nationalen Berufsverbänden der Pflege und die internationale Interessenvertretung des Berufsstandes. Der Zusammenschluss mit Sitz in Genf hat neue Definitionen von "Nursing" (engl. für Pflege) und "Nurse" (engl. für Pflegefachperson) erarbeitet und im Juni vorgestellt. „Für uns Pflegende ist das ein sehr großer Schritt“, erklärt Serhat Sari, der als Pflegedirektor und Mitglied des Vorstandes am UKS für die Beschäftigten im Pflegedienst zuständig ist. „Die letztmalige Definition der Pflege war 40 Jahre alt und nicht mehr zeitgemäß. Was vielleicht alles sehr theoretisch klingt, hat für uns praktisch eine wichtige Funktion. Denn diese Definition ist unser Selbstverständnis und sie zeigt der Gesellschaft auf, was wir als Pflege leisten und welche Rahmenbedingungen wir dafür benötigen.“
Im Kern sagt die neue Definition aus, dass sich Pflege dem Recht aller Menschen auf den höchstmöglichen Gesundheitsstandard verschrieben hat. Sie arbeitet professionell und im engen Austausch mit anderen Berufsgruppen im Gesundheitswesen, zielt auf eine kultursensible und personenzentrierte Versorgung der Patientinnen und Patienten ab. Pflege setzt sich für einen gerechten Zugang zu Gesundheit, stabiler Gesundheitsversorgung und eine sichere, nachhaltige Umgebung ein. „Das unterstreicht die zentrale Rolle, die Pflegefachkräfte in der Gesundheitsversorgung spielen, und hebt die essenzielle Verbindung zwischen Menschlichkeit und Professionalität hervor“, erläutert Serhat Sari. „Die neue Definition berücksichtigt dabei nicht nur die medizinischen und technischen Aspekte, sondern legt auch einen starken Fokus auf die ganzheitliche Betrachtung der Patientinnen und Patienten. Pflege ist demnach nicht nur die Erbringung medizinisch-versorgender Dienstleistungen, sondern umfasst ebenso emotionale Unterstützung, Kommunikation und die Förderung der Gesundheitskompetenz der zu versorgenden Menschen.“
Am Universitätsklinikum des Saarlandes arbeiten rund 3.000 Menschen im pflegerischen Berufsfeld. Auf dem Campus findet man Auszubildende, examinierte Pflegepersonen und Pflegepersonen mit speziellen fachlichen sowie akademischen Weiterbildungen. Es gibt Dozentinnen und Dozenten, Praxisanleitende und Stationsleitungen. Daneben arbeiten Pflegedienstleitungen, Pflegewissenschaftlerinnen und Pflegewissenschaftler sowie der Pflegedirektor am UKS. Das zeigt bereits, dass Pflege ein vielfältiges Berufsbild ist.
Bei der täglichen Arbeit spielen sowohl die eigene Professionalität als auch die Arbeit im Team eine große Rolle. Das Aufgabenspektrum ist breit und umfasst viel mehr als nur die Pflege am Patientenbett. In ihrer täglichen Arbeit stoßen Pflegefachpersonen auf Herausforderungen wie den fehlenden Nachwuchs und umfassende Dokumentationsanforderungen. Aber ebenso betreffen sie die Gesundheitspolitik oder auch äußere Einflüsse wie der Klimawandel, der ein übergeordnetes Problem der Gesellschaft und somit auch ein Thema für die Pflege ist. Mit der neuen Definition soll diesem vielfältigen Berufsalltag und den Herausforderungen Rechnung getragen werden.
Für UKS-Pflegedirektor Serhat Sari sind die Akademisierung und evidenzbasiertes Arbeiten eng mit einer modernen Pflege verbunden. Daher hat er in der Pflegedirektion am Universitätsklinikum eine Stabsstelle Pflegewissenschaften etabliert. „In meinem Auftrag wurde schließlich der neue Studiengang Advanced Practice Nursing (APN) auf den Weg gebracht. Ich will Mitarbeitende, die studieren, aber nicht ins Management wechseln möchten, mit alternativen Entwicklungsmöglichkeiten wie eben dem praktisch ausgerichteten Studiengang APN unterstützen.“
Im UKS-Newsroom werden die drei Pflegefachkräfte Carina Fickinger, Regina Bernhardt und Dr. Judith Hammerschmidt vorgestellt. Sie geben persönliche Einblicke in ihre beruflichen Werdegänge und ihren aktuellen Berufsalltag. Dabei schildern sie, was die Neudefinition des Pflegeberufs für sie bedeutet.
Carina Fickinger ist die Jüngste im Bunde. Sie hat 2023 am UKS im ersten Jahrgang die generalistische Pflegeausbildung absolviert und damit den Paradigmenwechsel in der Ausbildung hautnah miterlebt. „Ich liebe Pflege“, sagt die junge Pflegefachkraft, die bereits eine Weiterbildung als Praxisanleiterin absolviert hat und stellvertretende Stationsleitung in einem onkologischen Bereich ist.
Regina Bernhardt wollte schon als Teenagerin im sozialen Bereich arbeiten und hat diesen Wunsch letztendlich mit dem Abschluss ihrer Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin 2013 verwirklicht. „Pflege geht uns alle etwas an“, betont die Pflegefachkraft, die seit Abschluss ihrer Ausbildung am UKS arbeitet und nun nach ihrer Elternzeit in Teilzeit auf einer internistischen Station arbeitet.
„Pflege ist ein sinnstiftender, wunderbarer und professioneller Beruf“ – die Pflegewissenschaftlerin und Versorgungsforscherin Dr. Judith Hammerschmidt lebt diese Profession. Nach der Ausbildung absolvierte sie Fortbildungen, übernahm Führungsaufgaben, studierte und promovierte. Sie hat den neuen Studiengang Advanced Practice Nursing (APN) auf Initiative des Pflegedirektors auf den Weg gebracht und schließlich für die Universität des Saarlandes entwickelt, der Studiengang wird nun erstmalig in Homburg angeboten. © UKS