„SPURLOS VERSCHWUNDEN?“
Saarpfalz-Kreis eröffnet wichtige Ausstellung zur deutsch-polnischen Geschichte
Die Kreisverwaltung des Saarpfalz-Kreises zeigt aktuell die Ausstellung des Deutschen Polen-Instituts, die den Spuren von fast drei Millionen Polen in Deutschland während des Zweiten Weltkriegs nachgeht.
Die neue Ausstellung „SPURLOS VERSCHWUNDEN? Auf der Suche nach polnischen Lebenszeichen aus dem Zweiten Weltkrieg" ist jüngst in der Kreisverwaltung des Saarpfalz-Kreises eröffnet worden und nun für die Öffentlichkeit zugänglich. Die vom Deutschen Polen-Institut (DPI) konzipierte Schau thematisiert die Schicksale der nahezu drei Millionen Menschen aus Polen, die sich kriegsbedingt auf deutschem Boden aufhielten, und sucht nach den verborgenen „Lebenszeichen" in Orten wie Homburg, Völklingen oder Lebach. Auch sind in diesen Orten Schicksale Deutscher entdeckt worden, die für ihre menschlichen Züge gegenüber den Polen vom Regime hart bestraft wurden.
Die Ausstellung handelt von Polinnen und Polen, die im Saarland und in Rheinland-Pfalz Zwangsarbeit verrichten mussten. Auch im Saarpfalz-Kreis sind Spuren dieser Zeit heute oft nicht mehr auf den ersten Blick zu sehen. Zahlreiche Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter aus Polen, aber auch aus der Ukraine und anderen Teilen der damaligen Sowjetunion waren hier eingesetzt. Beispielsweise unterhielt die Reichsbahn in Homburg-Beeden ein Lager für Zwangsarbeiter. Männer, Frauen und sogar Kinder aus der ehemaligen Sowjetunion, die dann zwangsweise für die Reichsbahn arbeiteten, wurden dort in einer Turnhalle untergebracht. Zudem mussten viele Zwangsarbeiter in der Industrie in Homburg, Bexbach und St. Ingbert unter schwersten Bedingungen arbeiten, neben der erwähnten Reichsbahn unter anderem in den Eisenwerken oder in lokalen Betrieben. Zahlreiche Menschen überlebten diese Zeit nicht. Zwar sind in Homburg über 60 Todesfälle dokumentiert, doch die tatsächliche Zahl dürfte weit höher liegen, da viele Opfer später umgebettet oder nie registriert wurden. Auch wenn die Orte heute nicht mehr sichtbar sind, ist es umso wichtiger, die Schicksale aufzuarbeiten und nicht zu vergessen. Nur wer sich der Geschichte bewusst ist, kann dazu beitragen, dass sich solche Ereignisse niemals wiederholen.
Zur Ausstellungseröffnung waren zahlreiche Gäste erschienen, darunter der Konsul für Wirtschaftsfragen und Kulturangelegenheiten aus dem Generalkonsulat der Republik Polen in Köln, Bartlomiej Ksiazek, und der Direktor des Deutschen Polen-Instituts in Darmstadt, Prof. Dr. Peter Oliver Loew.
Landrat Frank John betonte in seiner Rede die besondere Bedeutung der Ausstellung für den Saarpfalz-Kreis und ordnete die Schau in den europäischen Dialog ein: „Die Aufarbeitung dieser schmerzhaften Geschichte ist für uns eine europäische Pflicht. Der Saarpfalz-Kreis steht für Dialog und dafür, dass die Schicksale der Menschen, die Europa in dieser Zeit prägten, nicht in Vergessenheit geraten dürfen. Nur durch das ehrliche Sichtbarmachen der Vergangenheit können wir die notwendigen Brücken des Verständnisses und der Freundschaft in die europäische Zukunft bauen", betonte der Landrat.
Konsul Bartlomiej Ksiazek dankte herzlich allen, die an der Vorbereitung dieser Ausstellung beteiligt waren, für die Offenheit und Bereitschaft zum Austausch, die es ermöglichen, schwierige Themen sachlich, einfühlsam und verantwortungsvoll darzustellen. In seiner Ansprache hielt er fest: „Wir leben in Zeiten, in denen historische Erinnerung politisiert wird und Desinformation die Stimmen von Zeuginnen, Zeugen und Forschenden übertönen kann. Umso wertvoller sind Initiativen, die dafür sorgen, dass Erinnerung auf Fakten, Empathie und gegenseitigem Respekt basiert."
Die Europabeauftragte des Saarpfalz-Kreises, Dr. Violetta Frys, stellte den direkten Bezug zu den aktuellen Partnerschaften her: „Unsere engen Beziehungen mit unseren polnischen Partnerkreisen sind ein lebendiges Zeugnis dafür, dass wir aus der Geschichte gelernt haben. Diese Ausstellung ist nicht nur ein Blick zurück, sondern die Basis, auf der wir unsere deutsch-polnische Freundschaft weiter vertiefen. Wir wollen mit weiteren Projekten den Menschen aus dem Saarpfalz-Kreis mehr Möglichkeiten zum Austausch mit unseren polnischen Partnerkreisen geben."
Zu den menschlichen Beziehungen damals zwischen Deutschen und Polen berichtete der Direktor des Deutschen Polen-Instituts, Prof. Dr. Peter Oliver Loew, beispielhaft von einer Liebesbeziehung einer Deutschen mit einem Polen 1942 in Beckingen, aus der ein Kind hervorging. Dies war streng verboten. Die deutsche Frau starb kurz vor Kriegsende im KZ Ravensbrück, der polnische Zwangsarbeiter warf sich aus Verzweiflung vor einen Zug.
Solche Geschichten griffen die Schöpfer der Ausstellung, die Projektleiterin Julia Röttjer und Christof Schimsheimer vom DPI, auf und erzählten in ihrem anleitenden Vortrag über unterschiedliche Schicksale von einigen Polen wie auch Deutschen, die für Menschlichkeit in unmenschlichen Zeiten hart bestraft wurden. Diese Geschichten sind auf den insgesamt 23 Tafeln im Homburger Forum nachzulesen.
Die Ausstellung ist während der Öffnungszeiten der Kreisverwaltung Homburg, Am Forum 1, bis 9. Januar 2026 zu sehen und richtet sich an alle Bürgerinnen und Bürger sowie insbesondere an Schulen und Bildungseinrichtungen in der Region. Eine vorherige Terminvereinbarung ist per E-Mail an natascha.power@saarpfalz-kreis.de oder Tel. (06841) 104-8587 aufgrund der Zugangsbeschränkungen zur Kreisverwaltung (Sicherheitsdienst) erforderlich. Der Eintritt ist frei.
Öffnungszeiten der Kreisverwaltung:
Montag bis Donnerstag von 8 bis 12 Uhr und 13 bis 15.30 Uhr, Freitag von 8 bis 12 Uhr und 13 bis 15 Uhr. © Saarpfalz-Kreis

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