Außergewöhnlicher Geburtstag
Ältester Karnevalsverein im Saarland startet ins närrische Jubiläum
16 x 11 Jahre - 176 Jahre „So war noch nix 1847 Ottweiler“, damit ist der Karnevalsverein im Landkreis Neunkirchen der älteste an der Saar. Und auch bundesweit zählt er damit zu den traditionsreichsten Gruppen der Fastnachter. Sogar in der karnevalistischen Hochburg im Rheinland gibt es nur wenige Gesellschaften, die auf eine noch frühere Geburtsstunde zurückblicken.
Narren feiern so ziemlich alles, was mit elf zu tun hat. Elferrat, Start der fünften Jahreszeit am 11.11. und die Geburtstage. So auch der Karnevalsverein „So war noch nix 1847 Ottweiler“. Er besteht in der kommenden Session 176 Jahre – oder in der närrischen Variante: 16 mal 11 Jahre. Damit ist er der älteste Karnevalsverein im Saarland, so wie ihn der Verband Saarländischer Karnevalsvereine (VSK) unter seinen rund 180 Mitgliedern aufführt.
Dieses närrische Jubiläum begeht der mehr als 300 Mitglieder starke Verein mit einer Fülle an Veranstaltungen. Auftakt bildet am Freitag, 11. November, der Startschuss in die närrische Hoch-Zeit. Ab 19.11 Uhr laden die Fastnachter in den katholischen Pfarrsaal nach Ottweiler. Dabei soll unter anderem das Geheimnis gelüftet werden, ob und welche Tollitäten bis zum Aschermittwoch das Regiment in der Stadt an der Blies innehaben. Nach Prinzenpaaren, Drei-Gestirn und einzelnen närrischen Blaublütern blicken Karnevalisten in Ottweiler gespannt darauf, wer das Zeptern in Händen halten wird.
Der „So war noch nix“ lädt zwei Wochen später zur großen Geburtstagsparty ins Schlosstheater. Die saarländische Band Die Konsorten sowie DJ Sash-A bestreiten das Programm am Samstag, 26. November, ab 20.33 Uhr. Zuvor empfängt der Jubilar Karnevalsvereine aus dem gesamten Saarland sowie Gäste aus anderen Bundesländern. Zudem sind alle Ottweiler Vereine geladen. Der Eintritt zur Fete ist frei.
Wie jedes Jahr – wie auch in den zurückliegenden Corona-Pandemie-Zeiten – wird es eine neue Ausgabe der Großmaul-Zeitung geben. Seit mehr als 170 Jahren gehört das einzigartige Satireblatt zum Verein. Darin befassen sich die Redakteure mit irrwitzigen Begebenheiten des zurückliegenden Jahres, greift diese auf und zieht sie spöttisch durch den Kakao. Dabei ist die Redaktion auf Hinweise aus der Bevölkerung angewiesen. Beiträge, auch anonym, sammelt der Verein über einen eigens im Schlosshof gut sichtbar aufgestellten Briefkasten und via E-Mail (grossmaulzeitung@web.de). Die Gazette wird im Februar zum einen von Haus zu Haus verkauft, zum anderen Restposten in Ottweiler Geschäften.
Weitere Termine des „So war noch nix“ sind zwei Prunk- sowie eine Seniorensitzung sowie Kinderfastnacht, närrische Verhaftungen samt Schauprozesse an Weiberfastnacht (Fetter Donnerstag), Truppenparade, Prinzenempfang und der Maskenball Oldie-Disco-Night im Februar. Der Wachwechsel der Löffelgarde als Schutzmacht des Prinzen Karneval steht im Januar an. Diese Truppe mit dem Symbol der gekreuzten Löffel auf dem Hut gehört seit 137 Jahren dazu. Sie pflegt seit vielen Jahren engen Kontakt mit der Löffelgarde des Vereins Karo Blau-Gold in Saarlouis-Roden. Diese feiert ebenfalls närrisches Jubiläum in dieser Session: sechs mal elf Jahre. Deren Mitglieder kommen zum Wachwechsel nach Ottweiler. Termin: 28. Januar 2023.
Von den Ottweiler Löfflern gibt es zudem viel historisches Filmmaterial aus den 20er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Der Stummfilm wurde mittlerweile digitalisiert.
Der „So war noch nix“ zählt auch bundesweit zu einer der ältesten Narrengesellschaften. Die Kölsche Funken Rut-Wieß gehen auf das Jahr 1823 zurück. Sie sollen sich in einer Weinwirtschaft formiert haben. Die Kölner Narrenzunft von 1880 – und damit formal jünger als der Ottweiler Verein – sagt von sich, die Tradition der 1381 gegründeten Geselschap van den Gecken fortzuführen.
Auch der Ottweiler Verein entstammt der rheinländisch-kölschen Tradition. Gründer soll ein ins Saargebiet versetzter Rheinländer gewesen sein. Und noch etwas unterscheidet neben dem Alter den „So war noch nix“ von anderen Narren: Er hat einen eigenen Schlachtruf: „Hei Six – Hei Six –Hei Six. So war noch nix!“ gehört zu den lautstarken Floskeln: Der Usrprung ist unterdessen unbekannt. Gleichwohl geht den Fastnachtern an der Blies auch Alleh hopp über die Lippen, wie es im gesamten Saarland Usus ist.
Mit dem Konterfei der Ald Sponheimersch gehört ein historisches Symbol zum Erkennungsmerkmal des Vereins. Es stellt eine stilisierte ältere Frau dar, die Spott über sich ergehen lassen musste, weil sie ein altes zänkisches Weib gewesen war. Sie soll tatsächlich in Ottweiler gelebt haben.
In Deutschland zählt der Dachverband Bund Deutscher Karneval (BDK) nach eigenen Angaben mehr als 5300 Mitgliedsvereine. In ihnen sollen an die 2,6 Millionen Menschen organisiert sein. Im Saarland kommt der VSK auf 180 Vereine, die teilweise auch im benachbarten Lothringen beheimatet sind. 30.000 Mitglieder zählen sie. Der Ottweiler Verein mit seinen mehr als 300 Mitgliedern hat an die 120 Aktiven, die für Bühnenprogramm und Straßenkarneval verantwortlich sind. Der Umzug findet in Ottweiler an Fastnachtdienstag statt.
Akteure des Vereins beteiligen sich an einer eigenen Vokalgruppe, den Blaschderschisser-Symphonikern – benannt nach dem Spitznamen der Ottweiler Bürger. Zahlreiche Garden (Minis, Jugend, Junioren, Prinzengarde, Muskteiergarde, Löffelgarde) eine Schautanzgruppe, eine Playback-Show sowie das Männerballett Die Lumumbas gehören ebenso dazu. Und Büttenredner, vom Nachwuchstalent bis zum seit Jahren auftrumpfenden Profi.
Über den „So war noch nix 1847 Ottweiler“ gibt es Informationen unter www.facebook.de/Sowarnochnix und www.instagram.de/so_war_noch_nix im Internet. Text und Fotos: hgn