Begegnungen schaffen Verbundenheit
Neunkircher Schüler*innen bekommen Besuch aus Indien
Neunkircher Schüler*innen des Krebsberg-Gymnasiums lernen den Generalsekretär der NGO Sabuj Sangha und Schulleiter ihrer indischen Partnerschule, Herrn Ansuman Das, kennen und sind betroffen und ergriffen von seinen Erzählungen. Motivierter denn je wollen sie sich nun für die indischen Kinder einsetzen.
Mit der Teilnahme am Spendenlauf „Held für die Welt” vor den Sommerferien 2021 fing alles an. Das Gymnasium am Krebsberg konnte bundesweit den zweiten Platz „erlaufen”, und der gesamte Erlös wurde nach Indien gespendet. Ein gutes Gefühl, auch während der Corona-Krise gemeinsam Gutes zu tun. Rasch kam die Idee auf, auch dauerhaft notleidende Kinder und Jugendliche in Indien durch Geld- und Sachspenden zu unterstützen, waren doch Hilfsaktionen von je her eine Herzensangelegenheit der Schule.
Durch die Unterstützung der IndienHilfe Deutschland e.V. wurde die Schulgemeinschaft des Krebsberg-Gymnasiums auf die Aalor Disha School (dt. „Schule der Strahlen der Hoffnung“) in Kolkata aufmerksam, und die Schüler*innen waren mehr als betroffen, als sie von den Schicksalen und Lebensbedingungen der Kinder und Jugendlichen aus den Eisenbahnslums hörten. Für die Schulgemeinschaft stand fest, dass die kleine Schule unbedingt der Unterstützung bedarf, um den Kindern und Jugendlichen die Chance auf Bildung zu ermöglichen.
Am 24.11.2021 war es dann endlich soweit, und die Schule konnte ihr Herzensprojekt mit der feierlichen Unterzeichnung der Partnerschaftsurkunde offiziell besiegeln.
Damals konnte noch niemand ahnen, dass das GaK in noch nicht einmal einem Jahr Besuch aus Indien bekommen und die Schüler*innen die Gelegenheit haben würden, Informationen zu ihrer Partnerschule nicht nur über den gemeinsamen Austausch per Karten und Briefen zu erhalten.
Schüler*innen und Lehrer*innen des Gymnasiums hatten am 17.10.2022 bei der offiziellen Begrüßungsfeier in der Aula die Gelegenheit, den Schulleiter der Aalor Disha School, Amsuman Das, seine Frau Soma und die gemeinsame 16-jährige Tochter Anesha erstmals persönlich kennenzulernen.
Oberstudienrat Gerd Mutscheller, der stellvertretende Schulleiter des GaK, betonte in seiner Begrüßungsrede die bereits guten Verbindungen der beiden Schulen zueinander und brachte die Freude der Schulgemeinschaft darüber zum Ausdruck, die Aalor Disha School in ihrem Wirken als Schulgemeinschaft begleiten und unterstützen zu dürfen. Auch das gegenseitige Lernen voneinander sei ein wichtiger Bestandteil der Schulpartnerschaft, der über die Grenzen von Arm und Reich und über alle Differenzen in Kultur, Religion, Erziehung und Tradition hinweg die Welt ein wenig zusammenrücken ließe.
Amsuman Das zeigte mittels eines Filmbeitrags aktuelle Bilder und Informationen zu den Problemen rund um die Region Kolkatas und zur gegenwärtigen Situation seiner Schule, bevor er sich an die Schulgemeinschaft des Krebsbergs wandte und sich für die bisherige Zusammenarbeit und Hilfe bedankte. Im Anschluss betonte auch er die Wichtigkeit des gegenseitigen kulturellen Austauschs und die Chancen und Möglichkeiten eines solchen Dialogs für die Schüler*innen in Indien wie auch in Deutschland. Schule könne somit neben den vielen theoretischen Lernsituationen auch die Möglichkeiten für Begegnungen schaffen und damit Empathiefähigkeit und die gegenseitige Toleranz fördern. Gerade aus der Gewissheit, nicht allein zu sein und Unterstützung aus dem fernen Deutschland zu erhalten, schöpfen viele Schüler*innen der Aalor Disha School Kraft und Mut. So entscheiden sie sich täglich trotz widriger Verhältnisse dafür, zur Schule zu gehen. Beide Schulleiter betonten, dass Bildung der Schlüssel zu einem selbstbestimmten Leben sei und sie somit besondere Beachtung und Achtung verdiene. Im Anschluss wurde ein neuerlicher Spendenbetrag von 1260,- Euro in Form eines symbolischen Spendenschecks überreicht. Dieses Geld soll vor allem für den Ausbau eines digitalen Klassenraumes genutzt werden, um in Zukunft nicht nur ein modernes, zeitgemäßes Lernen für die Kinder und Jugendlichen der Aalor Disha School zu ermöglichen, sondern auch um den Kontakt mit der deutschen Partnerschule zu verbessern und zu intensivieren. So könnten in naher Zukunft Schüler*innen sogar live miteinander kommunizieren. Bereits im Frühjahr sammelte das Gymnasium am Krebsberg bei einer Einpackaktion in der Globusmarkthalle in Neunkirchen über 2300,- Euro. Auch dieses Geld wurde bereits für den Ausbau der Aalor Disha School eingesetzt und trug dazu bei, dass die Schule sich auch in Bezug auf ihre Schülerzahl erweitern konnte. Derzeit werden in der Aalor Disha School ca. 60 Kinder und Jugendliche zwischen neun und 14 Jahren unterrichtet. Die Kinder leben in ärmlichsten Verhältnissen in den Slums entlang der Eisenbahnlinie am Stadtrand der Millionenstadt Kolkata. In der Regel leben sie als Halb- oder Vollwaisen im Haushalt ihrer Familienangehörigen oder Nachbarn, die ihnen Obdach geben. Schon im zarten Kindesalter sind dazu verpflichtet, mit für den Unterhalt zu sorgen, indem sie Müll sammeln und diesen weiterverkaufen oder im Haushalt reicher Leute arbeiten. Häufig fallen diese Kinder Schlepperbanden und Menschenhändlern zum Opfer und werden im Alter von 12 bis 13 Jahren prostituiert. Die Aalor Disha School bietet den Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit, diesen Kreislauf der Armut zu durchbrechen und ein selbstbestimmtes Leben zu führen. In der Schule bekommen sie nicht nur den Zugang zu Bildung, sondern werden dort auch mit Essen und Dingen wie Kleidung und Schulmaterialien versorgt. Diese Versorgung bietet den Kindern und Jugendlichen außerdem ein stabiles Umfeld mit Perspektiven, die auch über den Schulabschluss hinaus wirksam werden. So vermittelt die Aalor Disha School in Unterstützung durch die IndienHilfe Deutschland e.V. beispielsweise auch Ausbildungsplätze (für die Mädchen insbesondere zur Näherin, für die Jungen zu Mechatronikern) und schafft es, Jugendlichen dadurch dauerhaft neue Zukunftsaussichten im Leben zu geben. Während der drei Tage ihres Besuches am GaK kam es zu intensiven Begegnungen zwischen der deutschen Schülerschaft und den indischen Gästen. Ansuman Das und seine Frau Soma zeigten Fotos und Videos von der Region der Sundarbans und der Schule, sangen das Morgengebet der Schule vor, erzählten vom Schulalltag und von den familiären Hintergründen der Schülerschaft und beantworteten die vielen Fragen, insbesondere der ganz jungen Schüler*innen, die nur so vor Fragen sprudelten. Einige Fragen konnten die Fünft- und Sechstklässler bereits selbst auf Englisch formulieren, bei anderen benötigten sie gelegentlich die Unterstützung der anwesenden Lehrkräfte. In den höheren Jahrgangsstufen entstanden ebenfalls tiefgründige Gespräche, die alle Beteiligten zum Nachdenken anregten.
Die persönlichen Schilderungen von Ansuman Das, der selbst als Halbwaise in ärmlichen Verhältnissen aufwuchs, stimmte die Schüler*innen nachdenklicher als die Informationen, die sie vorab von ihren Lehrer*innen über die Partnerschule erhalten hatten. „Es ist einfach etwas anderes, wenn es die Person aus der eigenen Erfahrung beschreibt“, waren sie sich einig. Die Schulgemeinschaft ist nun motivierter denn je, bei der nächsten Gelegenheit, dem Adventsbasar am 26.11.22, weitere Spenden für die Aalor Disha School zu sammeln. Neben dem Programm in der Schule stellte das engagierte Kollegium des Gymnasiums auch ein sehenswertes Rahmenprogramm zusammen, bei dem die indische Familie auch das Saarland erkunden konnte. Besonders beeindruckt zeigten sich die Drei von dem Kulturerbe Völklinger Hütte, den Schlossberghöhlen, dem Bexbacher Bergbaumuseum und dem St. Wendeler Land. Bei der Verabschiedung war auf beiden Seiten zu spüren, dass diese persönliche Begegnung zu einer persönlichen Verbundenheit beitrug und dieser Besuch nicht der letzte sein würde. Ansuman Das und seine Familie waren „beeindruckt von der herzlichen Aufnahme“ durch die Lehrer- und Schülerschaft und luden interessierte Lehrer*innen zu einem möglichst baldigen Gegenbesuch in die Partnerschule ein. So werden einige Lehrer*innen tatsächlich im kommenden Frühjahr in das 7.500 km entfernte Kolkata aufbrechen, um auch die Schüler*innen der Partnerschule kennenzulernen und das Band der Freundschaft zwischen den beiden Schulen zu stärken und die Zusammenarbeit zu intensivieren.
„Aalor Disha“ – die „Strahlen der Hoffnung“ werden weiter leuchten.
Unter https://www.gak-nk.de/ finden Sie weitere Informationen über das Gymnasium am Krebsberg. (Olga Maier)