Daniel Strohm & Söhne Neunkirchen/Saar 1867 – 1997
- Chronik eines Familienbetriebes – Teil 4 von Friedrich Wilhelm Strohm
Den Schwerpunkt bildete hierbei die Bearbeitung überlanger Drehteile wie z.B. Schraubenwellen und Pleueln zur U-Boot-Ausrüstung.
Die Granatenherstellung erfolgte in enger Abstimmung mit dem Eisenwerk, wo ein 12-Tonnen- Thomasstahl-Elektroofen in Betrieb genommen wurde, der täglich 400 - 450 Granaten erzeugte, die dann in den daran angeschlossenen Drehereien von 400 Arbeitern bis zum Endprodukt weiterbearbeitet wurden. 1917 war der Bau einer Transportseilbahn zwischen dem Eisenwerk und der Firma Strohm geplant worden, der jedoch bis zum Kriegsende nicht mehr zur Ausführung gelangte. Im März 1915 waren Friedrich und Adolf Strohm auf Reklamation der Hüttenbetriebe Stumm u.k. gestellt und zur Ablösung ihres Vaters in der Betriebsführung vom Militärdienst nach Neunkirchen beurlaubt worden. Als Friedrich dann ein Jahr später, von April 1916 bis zum Ende des Krieges, als Drehermeister und Werkstattleiter zur Marinewerft Blohm & Voss abgeordnet worden war, führte Adolf den Betrieb allein weiter. Sein jüngerer Bruder legte am 18.12.1918 die Meisterprüfung im Schlosserhandwerk vor der Handwerkskammer in Hamburg ab und kehrte anschließend nach Neunkirchen zurück. Nach dem Ersten Weltkrieg war das Saargebiet vom Deutschen Reich abgetrennt und für die Dauer von 15 Jahren unter die Verwaltung des Völkerbundes gestellt worden. Die französische Besatzungsmacht betrieb die Gruben und Hütten in eigener Regie als Reparationsleistung und bevorzugte bei der Auftragsvergabe eigene Landsleute bzw. ihnen nahestehende Kreise, die den Anschluss des Saargebietes an Frankreich anstrebten, oder den Status Quo erhalten wollten. Da der Strohm´sche “Rüstungsbetrieb” diese Kriterien nicht erfüllte, verlor er die Grube König sowie die Hüttenwerke Stumm als seine wichtigsten Auftraggeber und konnte nicht mehr an die Vorkriegsentwicklung anknüpfen. Ab Januar 1919 betrieben Adolf, der seinem Vater als Innungs-Obermeister und Vorsitzender des Prüfungsausschusses gefolgt war und sein Bruder Friedrich wieder gemeinsam die mechanische Werkstätte und Gießerei und nahmen im November desselben Jahres auch die Herdfabrikation wieder auf. Französischer Boykott und mangelnde Nachfrage aus dem Privatsektor in Verbindung mit der inflationären Wirtschaftslage führten 1921 zunächst zur Einstellung der Produktion von Koch- und Hotelherden und 1924 zur endgültigen Stilllegung des Betriebes. Die Brüder erwarben mit dem Maschineninventar der Firma eine Teilhaberschaft an der Stahlbaufabrik Arnoth & Bäcker in Saarbrücken-Burbach und widmeten sich fortan unterschiedlichen Geschäften.
Das Firmengelände in der Irrgartenstraße wurde 1924 an die Baufirma Michel verpachtet, im folgenden Jahr an die Kfz-Firma John & Remy und 1935 an die Karosseriewerkstätte Wendler & Co., die dann von A. Mader übernommen wurde. Der Firmengründer, Daniel Strohm, verstarb am 22.09. 1927 im Alter von 82 Jahren unter Anteilnahme weiter Kreise der Bürgerschaft. Friedrich Strohm errichtete am 10.01.1924 in der Synagogenstraße 5 eine Autohandlung, die er bis zum 31.05.1936 betrieb. Danach verlegte er seinen Wohnsitz nach Hamburg und nahm eine Tätigkeit als Werkmeister in seiner früheren Wirkungsstätte, der Schiffswerft Blohm & Voss auf, die sich, wie bereits im Ersten Weltkrieg, auf den U-Boot-Bau spezialisiert hatte. Ab dem 12.11.1942 betrieb er als Zulieferer der Werft zusätzlich eine Schlosserei in Hamburg-St.Georg, Im Kleinen Pulverteich 27, die am 29.07.1944, dem Tag seines 64. Geburtstages, infolge alliierter Luftangriffe total zerstört wurde. Friedrich Wilhelm Strohm starb am 17.12.1947 während einer Besuchsreise nach Neunkirchen auf dem Frankfurter Hauptbahnhof und wurde in Frankfurt bestattet, da Leichname damals zwischen den Besatzungszonen nicht überführt werden durften. Sein Sohn, Friedrich Adolf Daniel, hatte 1926 das Neunkircher Realgymnasium mit der Obersekunda-Reife verlassen, in den beiden folgenden Jahren eine Schlosserlehre mit Volontariat bei der Firma Arnoth & Bäcker als Voraussetzung zur Aufnahme eines Technikstudiums absolviert, sich jedoch dann 1929 zur Auswanderung nach Algerien entschlossen. Adolf Strohm errichtete 1924 ein Wohn- und Geschäftshaus in der neuen Geßbachstraße, der heutigen Friedrich-Ebert-Straße 7-9, wo er ab Januar 1925 bis zu seinem Renteneintritt 1939 einen Großhandel für Maschinenindustrie-Bedarf betrieb. Zu dem Sortiment gehörten Maschinen, Armaturen, Transmissionen sowie 22.08.1945, nachdem er die Firma bereits 1939 an seine 1906 geborene, mit dem Schlossermeister Wagner verheiratete Tochter Sophie übergeben hatte. Diese führte das Geschäft unter dem Namen Adolf Strohm GmbH als Groß- und Einzelhandel für Industriebedarfsartikel nach dem Zweiten Weltkrieg in Neunkirchen weiter und erwarb die Vertretung der Firma Kugel-Fischer in Schweinfurt hinzu. Zwischenzeitlich war Max Wagner nach beendeter Ausbildung als Industriekaufmann in die Firma eingetreten und hat den Handelsbetrieb am 01.01.1990 von seiner Mutter übernommen.
Max Wagner trat am 31.01. 1997 nach Erreichen des 65. Lebensjahres in den Ruhestand und gab zeitgleich den Betrieb mangels eines Nachfolgers auf, womit die 130-jährige Geschichte von Daniel Strohm & Söhne in Neunkirchen ihr Ende gefunden hat. Ende
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Dezembervortrag des HVSN
150 Jahre Neunkircher Feuerwehr
Über die Entstehung und die Geschichte der Neunkircher Feuerwehr erzählt uns Herr Peter Emmrich im letzten Vortrag des HVSN für das Jahr 2024. Seit ihrer Gründung im Jahr 1874 ist die Neunkircher Feuerwehr stetig gewachsen. Heute besteht die Freiwillige Feuerwehr Neunkirchen aus 7 Löschbezirken und erfüllt mehr Aufgaben als „nur“ die Brandbekämpfung. Um den vielen Aufgaben gerecht zu werden wird die Freiwillige Feuerwehr, vor allem bei der Besetzung der Feuerwache, von hauptamtlichen Kräften unterstützt. Mehr zu diesem interessanten und wichtigen Thema erfahren Sie auf dem Vortag von Peter Emmrich beim Historischen Verein Stadt Neunkirchen am Mittwoch den 4. Dezember um 19 Uhr im VHS- Gebäude Marienstr. 2.
Nichtmitglieder zahlen 3 €, Gäste sind herzlichst willkommen