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Die Blies, einst unser schwarzes Flüsschen Teil 2 von Jürgen Cornely

Die Industrialisierung verändert alles

Im September 1948 konnte man in der Saarbrücker Zeitung lesen: „Die Blies ist heute das schmutzigste saarländische Gewässer; Gott sei Dank nicht auf ihrem ganzen Lauf. 

Auf ihrem Oberlauf ist sie das idyllische Flüsschen geblieben. Aber nur bis Neunkirchen; genau gesagt bis unmittelbar hinter das große Viadukt am Eisenwerk. Hier mündet der Sinnerbach, der heute nur mehr ein dreckiges, schlammiges Gewässer ist, und die Blies ebenfalls völlig schwärzt und verschlammt. – Das beste Beispiel dieser Verschlammung liefert die Blies an dem großen Knie im Stadtzentrum, unmittelbar an der Brücke in der Bahnhofstraße, wo viele Tonnen Kohlenstaub abgelagert wurden, die eine große Gefahr für die Hochwasserzeit bilden, ganz abgesehen davon, dass die Blies heute einen miserablen Anblick bietet. Hier muss unbedingt etwas geschehen“ (5).   Innerhalb eines Zeitraums von etwa 50 Jahren hatte sich also die Flusslandschaft auf einer Strecke von etwa 10 km drastisch verändert. Mit diesem Schicksal im Zuge der sich rasant entwickelnden Industrialisierung stand die Blies nicht allein. Auch so manches anderes Flüsschen – am bekanntesten die Emscher im Ruhrgebiet – war nach wenigen Jahrzehnten nicht mehr wiederzuerkennen. Da Blies und Eisenwerk optisch wie eine Einheit erschienen, war für viele Neunkircher die Schuldfrage rasch geklärt: „Das kommt von da Hitt !“  Schauen wir uns dazu die Geschichte der Eisenerzeugung in unserer Region an. Da stößt man auf eine Vielzahl von so genannten Schmelzen, vor allem im Hunsrück, aber auch im Ostertal oder – ganz nahe – im Sinnertal. Früher oder später gingen sie ein, weil sie nicht mehr konkurrenzfähig waren. Der Schlüssel zu einer Steigerung der Produktion in größeren Hochöfen und zu einer besseren Bearbeitung des erschmolzenen Eisens war die Wasserkraft. Das hat unser Vereinskollege Lothar Spengler kurz und treffend formuliert: „Eine Eisenhütte ohne Wasser ist nicht vorstellbar, das gibt es nicht. Denn zum Antrieb der Blasebälge und Hämmer und zur Kühlung der Öfen war einfach das Wasser so notwendig wie das Erz, die Holzkohle und der Koks. Das Wasser war der natürliche Kraftquell einer Eisenhütte“ (6). Die Blies spielte jedoch für die Neunkircher Hütte nur eine Nebenrolle; die „Erstursache“ (7) war der große Weiher mit einer Fläche von 75 Morgen, was rund der zwanzigfachen Fläche des Furpacher Weihers entspricht. Es war ein natürlicher Weiher mit, wie die Karte von Tilemann Stella schon zeigt, zwei Zuflüssen: einen vom Hoferkopf und einen vom Butterberg, die so genannten Waldbäche. Heute kennen wir davon nur noch den Heinitzbach. Das Wasser floss vom Weiher zur Blies ab. Zusammen mit der Blies lieferte der Weiher lange Zeit, und zwar bis zum allmählichen Einzug der Dampfmaschine die Energie, die zum Erschmelzen des Eisens und zur Weiterverarbeitung zu Stahl nötig war. Unmittelbar am Abfluss des Weihers standen Wasserräder, die große Blasebälge bewegten. Das war etwa dort, wo heute die Gebläsehalle steht. Eisen muss aber nach dem Erschmelzen weiterverarbeitet werden, sonst bleibt es brüchig und spröde. Ohne eine weitere Energiequelle war das nicht möglich. Diese zweite Energiequelle schaffte man bereits im 16. Jahrhundert dadurch, dass man den Sinnerbach staute, der aus der Richtung Schiffweiler in die Blies mündete etwa unterhalb des um 1850 errichteten Eisenbahnviadukts an der hinteren Gasstraße. So schuf man neben dem natürlich existierenden großen Weiher einen künstlich aufgestauten: den Hammerweiher. Um dort jederzeit ausreichend Wasser (=Energie) zur Verfügung zu haben, setzte man nördlich des heutigen Bahnhofs ein Wehr in die Blies und konnte dadurch mehr oder weniger Wasser über eine Strecke von 2 km in den Hammerweiher ableiten Das war der Hammergraben. Das Wasser des Hammerweihers trieb die Wasserräder an, die das Roheisen zu schmiedbarem Eisen hämmerten. (8) Innerhalb des Werkes gab es ein Geflecht von Verbindungskanälen und Verteilungsschützen. So stellte sich die Gewässersituation im Bereich des Eisenwerks bzw. der heutigen Stadtmitte gegen Ende des 19. Jahrhunderts dar: die Blies mit dem Hammergraben, der nahe der Brückenstraße in die Blies mündete, der Heinitzbach, der unter der Saarbrücker Straße hindurch nahe der Brücke in der Bahnhofstraße in die Blies mündete, der große Weiher, dessen Fläche nach dem Siegeszug der Dampfmaschine immer kleiner wurde und der später mit Schlacken zugeschüttet wurde, und der Sinnerbach, der je nach Wasserstand durch den Hammerweiher geleitet wurde oder direkt in die Blies floss. Im Einzelnen gab es im Eisenwerk fünfzehn Einläufe in die Blies und sieben in den Heinitzbach.

Quellennachweis:
5 Saarbrücker Zeitung Nr. 109 vom 18.09.1948   6 Lothar Spengler, Weiterer Gang durchs Neunkircher Eisenwerk, Publikation des Historischen Vereins Stadt Neunkirchen 2013 7 Bernhard Krajewski, Heimatkundliche Plaudereien 6, Neunkirchen o. J., Seite 61  8 Details zur technischen Seite der damaligen Eisenerzeugung z. B. in Heinz Gillenberg, Neunkirchen – vom Meyerhof zur Stadtkern-Erweiterung, Neunkirchen o. J. (1989) oder Technikgeschichte der Neunkircher Hütte im Neunkircher Stadtbuch, Neunkirchen 2005

 

Erster Vortrag des Historischen Vereins Stadt Neunkirchen 2026:
“Gräber u. Denkmäler des Deutsch-Französischen Krieges 1870/71 in den Landkreisen des Saarlandes“, mit Klaus Erich Becker (Arbeitsgruppe Militärgeschichte beim VLS) Mittwoch, den 7. Januar 2026 Beginn 19 Uhr VHS-Gebäude, Marienstr. 2., Neunkirchen. Nichtmitglieder zahlen 3€, Gäste sind willkommen. © HVSN

Schenk, Silvia
20. Dez 2025

Serie: Historischer Verein Stadt Neunkirchen e.V.
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